Ist Kirchenaustritt wirklich das geeignete Druckmittel? Eine Gegenrede
Von Norbert Bauer
Seit 54 Jahren bin ich Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche, seit 37 Jahren bei den Grünen. Seit 14 Jahren zahle ich Mitgliedsbeiträge bei Bayer 04 und seit 10 Jahren bei Slowfood. Dem Hefeteig für den Flammkuchen mit Scarmozza und Rosmarinöl habe ich heute deswegen auch 3 Stunden Zeit gegeben. Seit den Wahlerfolgen der GRÜNEN in Hessen und Bayern erlebe ich die erfolgreichste Zeit meiner Partei. Und die Kantersiege gegen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach lassen mich hoffen, dass die Saison für Bayer Leverkusen doch noch erfolgreich werden kann. Nur von meiner Kirche kann ich im Moment nicht viel Positives berichten. Spätestens seit der Veröffentlichung der „Missbrauchsstudie“ umschreibt das Wort Krise noch vorteilhaft ihre Situation. Nicht wenige verlassen deswegen die Kirche.
Bei der Veranstaltung „Wende Wohin?“ in der Karl Rahner Akademie berichtete der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, dass die zahlreich eintreffenden Kirchenaustritte fast immer mit einem Hinweis auf die Missbrauchsvorfälle begründet werden. In den letzten Wochen habe auch ich zahlreiche Gespräche mit engagierten Katholiken geführt, die sich fragen, ob sie ihre Kirche nicht besser verlassen sollen, damit sich dann endlich etwas ändert.
Norbert Lüdecke ist zusammen mit Kardinal Marx der Überzeugung, dass die Kirche nur auf Druck reagiere. Der Bonner Kirchenrechtler sieht zwei Möglichkeiten, Druck auf die Institution auszuüben: man entzieht ihr die Ressource Geld und die Ressource Ehrenamt. Er ruft nicht zum Kirchenaustritt auf, ruft aber denen, die nicht die Konsequenz ziehen zu: Empört Euch nicht weiterhin, ihr findet Euch ja mit System der Übergriffigkeit ab.
Ich werde nicht aus der Kirche austreten und enthalte mich auch spätestens seit dem Aufkommen der Wutbürger dem prekär gewordenen Gestus der Empörung. Ich lasse mir aber auch nur ungern nachsagen, dass meine Kirchenmitgliedschaft ein Arrangieren mit einem übergriffigen System ist. Genauso wenig wie ich mich vom Papst durch ein pauschales Wir in die Missbrauchstäterschaft einreihen lasse.
Kein Kirchenaustritt verändert das Kirchenrecht. Ganz in Gegenteil. Wenn alle, die Kirche verändern wollen, die Kirche verlassen, wird sich nichts ändern. Mit dem Austritt werden dem System die finanziellen Mittel entzogen, die die Kirche in Deutschland davor bewahrt hat, sich dem heute auch offiziell von Klerikern beklagten Klerikalismus mit Haut und Haar zu verschreiben. Mit den Kirchensteuern finanziert die Kirche in Deutschland auch Kräfte und Kompetenzen, die zur Aufklärung im Missbrauchsskandal beigetragen haben. Bei der erwähnten Veranstaltung in der Karl Rahner Akademie waren sich alle Teilnehmer auf dem Podium einig, dass die Kirche in den deutschsprachigen Ländern mit der Aufklärung am weitesten ist. In den katholisch geprägten Ländern Italien, Spanien oder Polen ist sexualisierte Gewalt in Kirche weiterhin ein Tabu. Von Aufklärung ist dort noch keine Rede. Kann es vielleicht auch daran liegen, dass der Klerikalismus dort noch ungestört von qualifizierten und bezahlten Experten der Pastoral und Caritas walten kann? Kann es sein, dass die von Papst Benedikt beklagte Verweltlichung der Kirche in Deutschland auch dazu beigetragen hat, dass die Kirche hier am Thema Missbrauch nicht mehr vorbeikommt?
Interessanterweise plädieren die größten Kritiker der MHG Studie schon seit Jahren für ein Ende des Kirchensteuersystems. Denn sie wissen, dass mit der Professionalisierung der Kirche eine Unabhängigkeit vieler kirchlicher Mitarbeiter Einzug gehalten hat, die in rein spendenfinanzierten Kirchen so nicht anzutreffen ist. Oder kann man wirklich annehmen, dass in einer Kirche, die allein von den Spendengeldern bayrischer Adelsfrauen abhängig ist, der Stand der Aufklärung schon so weit wäre?
Norbert Lüdecke ist vollkommen Recht zu geben. Kirche braucht den Druck von außen. Ohne den Aufschrei der Opfer, der akribischen Arbeit der Medien und der Kompetenz auch theologischer Wissenschaftler wären weitere Jahre des Vertuschens und Verschweigens ins Land gezogen. Es braucht auch den Druck von innen. Von denen, die bleiben und sich mit ihrem Engagement dafür einsetzen, dass Veränderung geschieht.
Deswegen fördere ich mit meinen Mitgliedsbeiträgen auch weiterhin nicht nur guten Fußball, nachhaltige Lebensmittel und zukunftsweisende Politik. Sondern auch die katholische Kirche.
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Danke für diesen guten Beitrag. Ich bin Religionslehrer und natürlich auch kirchlich engagiert. Es ist das erste Mal, dass ich eine gleichzeitig so außergewöhnliche wie gute Begründung für Kirchensteuern gelesen habe - herzlichen Dank. Dass Kirchensteuern eine Unabhängigkeit ihres Personals ermöglichen und damit eigentlich dem Gedanken von Kirche auf ihre Weise einen großen Dienst erweisen, ist ein Gedanke, den ich gerne noch einige Zeit hin- und herbewegen werde. Der hat großes Potenzial!
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