Foto: Peter Otten |
Den Fuß in die Luft stellen und merken: Sie trägt. Darin ist Maria Magdalena ein Vorbild für Frauen und Männer zugleich. Eine Text darüber, dass Vertrauen lohnt. Wir dokumentieren die Predigt, die Friederike Cremer im Gottesdienst zum Fest Maria Magdalena am 20. Juli in St. Agnes gehalten hat
Von Friederike Cremer
Ich setzte den Fuß in die Luft, / und sie trug.
Diesen Satz schrieb die Dichterin Hilde Domin in einem Brief an ihren Bruder. Es ist nicht klar, ob sie ihn auch abgeschickt hat. Dieser Satz stammt aus einer für Hilde Domin sehr dunklen Zeit. Sie fühlte sich nach dem Tod ihrer Mutter von allen allein gelassen. Sie geriet in eine tiefe Krise. Die Gedichte, die wie sie schreibt, zu ihr kamen, haben ihr geholfen, da rauszukommen. Sie setzte damit ihren Fuß in die Luft, und sie trug.
Ich habe diesen Satz vorletzte Woche in einem Impuls gehört und er hat mich sofort getroffen, berührt, ja fasziniert, ohne den Hintergrund des Satzes zu kennen.
Ich setzte den Fuß in die Luft, / und sie trug.
Wann habe ich einen Schritt ins Ungewisse getan? Wann bin ich weiter- oder losgegangen, obwohl ich den Weg nicht sehen konnte oder befürchtete, ins Leere zu treten? Wann hat sich dieser Mut gelohnt? Und wie passend ist, wie ich finde, dieser Satz mit Blick auf Maria Magdalena. Mit diesem und noch einen anderen Satz habe ich mich Maria Magdalena genähert.
Diesen Satz schrieb die Dichterin Hilde Domin in einem Brief an ihren Bruder. Es ist nicht klar, ob sie ihn auch abgeschickt hat. Dieser Satz stammt aus einer für Hilde Domin sehr dunklen Zeit. Sie fühlte sich nach dem Tod ihrer Mutter von allen allein gelassen. Sie geriet in eine tiefe Krise. Die Gedichte, die wie sie schreibt, zu ihr kamen, haben ihr geholfen, da rauszukommen. Sie setzte damit ihren Fuß in die Luft, und sie trug.
Ich habe diesen Satz vorletzte Woche in einem Impuls gehört und er hat mich sofort getroffen, berührt, ja fasziniert, ohne den Hintergrund des Satzes zu kennen.
Ich setzte den Fuß in die Luft, / und sie trug.
Wann habe ich einen Schritt ins Ungewisse getan? Wann bin ich weiter- oder losgegangen, obwohl ich den Weg nicht sehen konnte oder befürchtete, ins Leere zu treten? Wann hat sich dieser Mut gelohnt? Und wie passend ist, wie ich finde, dieser Satz mit Blick auf Maria Magdalena. Mit diesem und noch einen anderen Satz habe ich mich Maria Magdalena genähert.
Als ich den Vorschlag der KDFB für den diesjährigen Gottesdienst für den Festtag der Maria Magdalena in der Hand hielt, sprang mir der Satz „Sie schwieg nicht“ als erstes ins Auge. Was für ein Satz.
Sie schwieg nicht. Sie schwieg nicht. Sie schwieg nicht.
Dazu fallen mir direkt – je nach Betonung – einige Fragen ein: Wäre es eigentlich ihre Art gewesen zu schweigen? Wurde von ihr erwartet, dass sie schwieg? Warum hat sie nicht geschwiegen? Wer hat denn geschwiegen? Welche Konsequenzen hatte ihr Nichtschweigen? Was hat sie denn gesagt? Was hat sie statt zu schweigen getan?
Wenn besonders betont wird, dass Maria Magdalena nicht schwieg, kommt dieser Tatsache eine besondere Rolle zu. Im Johanesevangelium heißt es: „Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.“ Sie schwieg nicht.
Wäre es eigentlich ihre Art gewesen zu schweigen? Und wurde von ihr erwartet, dass sie schwieg?
In der Bibel erfahren wir nicht allzu viel über Maria Magdalena selbst. Viel wurde und wird über sie erzählt, spekuliert. In zwei apokryphen Evangelien, dem Philippusevangelium und dem Evangelium der Maria Magdalena, wird mehr von ihr berichtet. Die Aufgaben der Frauen in der damaligen Zeit waren in erster Linie im Haus angesiedelt, im Haushalt. Die Mädchen wurden dazu erzogen, später eine gute Ehefrau und Mutter zu werden. Sie haben alles für die Familie getan. Sie galten als Besitz des Mannes. Die Frauen hatte so gut wie kein Eigentumsrecht. Sie konnten nicht so einfach erben und galten nicht als Zeuginnen in Prozessen. Die Männer hielten Rat mit den Ältesten, sie waren öffentlich tätig, die Männer waren politisch tätig. Die damalige Zeit, die Menschen damals, die Männer damals haben wohl eher von Maria Madgalena, von den Frauen erwartet, dass sie schweigen.
Wäre es eigentlich ihre Art gewesen zu schweigen? Und wurde von ihr erwartet, dass sie schwieg?
In der Bibel erfahren wir nicht allzu viel über Maria Magdalena selbst. Viel wurde und wird über sie erzählt, spekuliert. In zwei apokryphen Evangelien, dem Philippusevangelium und dem Evangelium der Maria Magdalena, wird mehr von ihr berichtet. Die Aufgaben der Frauen in der damaligen Zeit waren in erster Linie im Haus angesiedelt, im Haushalt. Die Mädchen wurden dazu erzogen, später eine gute Ehefrau und Mutter zu werden. Sie haben alles für die Familie getan. Sie galten als Besitz des Mannes. Die Frauen hatte so gut wie kein Eigentumsrecht. Sie konnten nicht so einfach erben und galten nicht als Zeuginnen in Prozessen. Die Männer hielten Rat mit den Ältesten, sie waren öffentlich tätig, die Männer waren politisch tätig. Die damalige Zeit, die Menschen damals, die Männer damals haben wohl eher von Maria Madgalena, von den Frauen erwartet, dass sie schweigen.
Sicher ist, dass Maria Magdalena und noch einige andere Frauen im Gefolge von Jesus waren. Und sie waren bei ihm in der schwersten Stunde seines Lebens: bei der Kreuzigung, bei seinem Tod. Maria Magdalena ging am nächsten Tag zu seinem Grab, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren. Das war nicht ohne Gefahr. Die Anhänger Jesu standen auch unter einem Druck, in der Gefahr, verhaftet und verurteilt zu werden. Aber sie tat es. Es wurde vermutlich von Maria Magdalena erwartet zu schweigen, aber sie hielt sich nicht an die Erwartungen, sie tat, was sie für richtig hielt. „Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.“
Heute brauchen Frauen nicht zu schweigen, sie sind öffentlich tätig, sie sind politisch tätig. Am Rande bemerkt: Manche Männer sähen es noch heute gerne, wenn wir Frauen ehr schweigen würden.
Wie sieht es bei mir persönlich aus? Was ist meine Art? Zu schweigen? Zu reden? Rede ich, schweige ich nicht, auch wenn andere es von mir erwarten oder es gerne sehen würden? Was tue ich?
Warum hat Maria Magdalena nicht geschwiegen?
Maria Magdalena war am Grab. Entsetzt stellte sie fest, dass das Grab leer war. Sie weinte um Jesus. Maria Magdalena hat Jesus erst erkannt, als er zu ihr spricht, als das, was er sagte, sie berührte. Wie muss es Maria getroffen, betroffen haben, als sie Jesus erkannt hat? Im Evangelium steht nichts davon, dass Maria Magdalena mit sich gerungen hat, dass sie noch mal nachgefragt hat, bevor sie sich auf den Weg gemacht hat. In meinen Augen hat sie nicht gezögert, zu den Jüngern zu gehen und ihnen mitzuteilen, dass das Grab leer ist und Jesus von den Toten auferstanden ist. Wenn das Herz überquillt, dann wollen wir davon erzählen, dann sollen es alles wissen. Das, was Maria Magdalena den Jüngern verkündete, stellte alles in Frage. Maria Magdalena muss sich bewusst gewesen sein, dass ihre Botschaft alles in den Schatten stellte, und dass ihr vermutlich keiner glaubt, sie für verrückt erklärt wird.
Was ist für mich die Botschaft, die ich unbedingt mitteilen muss und will? Was ist für mich so unfassbar berührend, zu Herzen gehend, dass ich es nicht für mich behalten kann?
Maria Magdalena schwieg nicht. Wer hat denn geschwiegen?
2016 würdigte Papst Franziskus Maria Magdalena offiziell als „Apostelin der Apostel“ – als „Apostola Apostolorum“. Diese Bezeichnung kam ihr in der Spätantike öfter zu. So schrieb etwa Bischof Hieronymus im 4. Jahrhundert augenzwinkernd in einem Bibelkommentar: „Als Jesus auferstanden war, erschien er zuerst den Frauen. Jene wurden „Apostelinnen der Apostel“. Und die Männer sollten schamrot werden, weil sie den nicht suchten, den das zartere Geschlecht schon gefunden hatte.“ Die Jünger, die männliche Nachfolgeschaft Jesu, hat in vielen Situationen aus Angst geschwiegen und versagt: Die Jünger, die Jesus in den Garten Getsemani begleiteten und einschliefen. Petrus, der Jesus dreimal verleugnete. Die Frauen hingegen waren bei Jesus in seiner schwersten Zeit und blieben. Und Frauen waren es, die die Auferstehung als erste erfahren, erlebt haben und als erste verkündet haben.
Welche Konsequenzen hatte ihr Nichtschweigen?
Zunächst haben die Jünger ihr nicht geglaubt. Im Lukasevangelium heißt es: „Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht.“ Die Jünger mussten sich selbst davon überzeugen, dass das Grab leer war. Erst die Begegnung mit dem auferstandenen Christus selbst führte dazu, dass die Jünger glaubten, dass er wirklich auferstanden ist.
Was hat sie denn gesagt? Was hat sie statt zu schweigen getan?
Wie schon erwähnt, hat Papst Franziskus im Jahr 2016 Maria Magdalena offiziell als „Apostelin der Apostel“ – als „Apostola Apostolorum“ – gewürdigt. Ein entsprechendes Dekret ist am 3. Juni 2016 von Kardinal Robert Sarah, dem Präfekten der Liturgiekongregation, unterzeichnet worden. In einem Begleitschreiben betonte Erzbischof Arthur Roche, Maria Magdalena sei das Beispiel einer wahren und authentischen Verkünderin der Frohen Botschaft, "einer Evangelistin, die die frohmachende, zentrale Botschaft von Ostern verkündet". Und wir sprechen nicht von irgendeiner Botschaft. Wir sprechen von der alles auf den Kopf stellenden Botschaft der Auferstehung Jesu, von der Heil verheißenden Botschaft Gottes an uns Menschen. Und diese Botschaft wurde zu allererst von einer Frau, und zu betonen ist: von einer Frau in der damaligen Zeit verkündet. Es war eine Frau, kein Mann. Warum vergessen oder ignorieren das immer die Mächtigen in dieser Kirche?
Heute brauchen Frauen nicht zu schweigen, sie sind öffentlich tätig, sie sind politisch tätig. Am Rande bemerkt: Manche Männer sähen es noch heute gerne, wenn wir Frauen ehr schweigen würden.
Wie sieht es bei mir persönlich aus? Was ist meine Art? Zu schweigen? Zu reden? Rede ich, schweige ich nicht, auch wenn andere es von mir erwarten oder es gerne sehen würden? Was tue ich?
Warum hat Maria Magdalena nicht geschwiegen?
Maria Magdalena war am Grab. Entsetzt stellte sie fest, dass das Grab leer war. Sie weinte um Jesus. Maria Magdalena hat Jesus erst erkannt, als er zu ihr spricht, als das, was er sagte, sie berührte. Wie muss es Maria getroffen, betroffen haben, als sie Jesus erkannt hat? Im Evangelium steht nichts davon, dass Maria Magdalena mit sich gerungen hat, dass sie noch mal nachgefragt hat, bevor sie sich auf den Weg gemacht hat. In meinen Augen hat sie nicht gezögert, zu den Jüngern zu gehen und ihnen mitzuteilen, dass das Grab leer ist und Jesus von den Toten auferstanden ist. Wenn das Herz überquillt, dann wollen wir davon erzählen, dann sollen es alles wissen. Das, was Maria Magdalena den Jüngern verkündete, stellte alles in Frage. Maria Magdalena muss sich bewusst gewesen sein, dass ihre Botschaft alles in den Schatten stellte, und dass ihr vermutlich keiner glaubt, sie für verrückt erklärt wird.
Was ist für mich die Botschaft, die ich unbedingt mitteilen muss und will? Was ist für mich so unfassbar berührend, zu Herzen gehend, dass ich es nicht für mich behalten kann?
Maria Magdalena schwieg nicht. Wer hat denn geschwiegen?
2016 würdigte Papst Franziskus Maria Magdalena offiziell als „Apostelin der Apostel“ – als „Apostola Apostolorum“. Diese Bezeichnung kam ihr in der Spätantike öfter zu. So schrieb etwa Bischof Hieronymus im 4. Jahrhundert augenzwinkernd in einem Bibelkommentar: „Als Jesus auferstanden war, erschien er zuerst den Frauen. Jene wurden „Apostelinnen der Apostel“. Und die Männer sollten schamrot werden, weil sie den nicht suchten, den das zartere Geschlecht schon gefunden hatte.“ Die Jünger, die männliche Nachfolgeschaft Jesu, hat in vielen Situationen aus Angst geschwiegen und versagt: Die Jünger, die Jesus in den Garten Getsemani begleiteten und einschliefen. Petrus, der Jesus dreimal verleugnete. Die Frauen hingegen waren bei Jesus in seiner schwersten Zeit und blieben. Und Frauen waren es, die die Auferstehung als erste erfahren, erlebt haben und als erste verkündet haben.
Welche Konsequenzen hatte ihr Nichtschweigen?
Zunächst haben die Jünger ihr nicht geglaubt. Im Lukasevangelium heißt es: „Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht.“ Die Jünger mussten sich selbst davon überzeugen, dass das Grab leer war. Erst die Begegnung mit dem auferstandenen Christus selbst führte dazu, dass die Jünger glaubten, dass er wirklich auferstanden ist.
Was hat sie denn gesagt? Was hat sie statt zu schweigen getan?
Wie schon erwähnt, hat Papst Franziskus im Jahr 2016 Maria Magdalena offiziell als „Apostelin der Apostel“ – als „Apostola Apostolorum“ – gewürdigt. Ein entsprechendes Dekret ist am 3. Juni 2016 von Kardinal Robert Sarah, dem Präfekten der Liturgiekongregation, unterzeichnet worden. In einem Begleitschreiben betonte Erzbischof Arthur Roche, Maria Magdalena sei das Beispiel einer wahren und authentischen Verkünderin der Frohen Botschaft, "einer Evangelistin, die die frohmachende, zentrale Botschaft von Ostern verkündet". Und wir sprechen nicht von irgendeiner Botschaft. Wir sprechen von der alles auf den Kopf stellenden Botschaft der Auferstehung Jesu, von der Heil verheißenden Botschaft Gottes an uns Menschen. Und diese Botschaft wurde zu allererst von einer Frau, und zu betonen ist: von einer Frau in der damaligen Zeit verkündet. Es war eine Frau, kein Mann. Warum vergessen oder ignorieren das immer die Mächtigen in dieser Kirche?
Was kann mir Maria Magdalena heute mit auf den Weg geben?
All die Fragen, die ich mir gestellt habe mit Blick auf den Satz „Sie schwieg nicht“, kann ich auch an mich persönlich stellen: Wo und wann schweige ich nicht? Wo stelle ich meinen Fuß in die Luft? Wo auch im Kleinen, im Alltäglichen?
Als Mitte März aufgrund von Corana der Lockdown kam und das gesellschaftliche Leben fast zum Erliegen kam, hat es mich besonders getroffen, als auch die Gottesdienste nicht mehr stattfanden. Ehrlich gesagt dachte ich, dass doch eine Kirche groß genug sei, dass das Virus hier doch keine Chance hätte. Diese Maßnahme hat mir den Ernst erst wirklich vor Augen geführt. Und es wurde mir eine Möglichkeit – und für mich persönlich eine sehr wichtige Möglichkeit – meine Glauben in Gemeinschaft zu feiern, genommen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen war auch im engeren Freundes- und Bekanntenkreis fast nichts möglich. Per Video wollte und konnte ich für mich keinen Gottesdienst feiern. Ich brauche den persönlichen Kontakt ohne einen Filter dazwischen.
Als die Karwoche näher rückte und das Aussetzen der Gottesdienste verlängert wurde, war klar, dass dieses Jahr diese besondere liturgische Zeit ganz anders aussehen würde als sonst. Aber wie? Neben der Enttäuschung kam dann langsam aber auch ein Gefühl hoch, dass es auch anders gehen kann. Die Kar- und Osterzeit fiel ja nicht aus. Es war dieses Jahr ganz anders, aber nicht unbedingt schlechter. Ein paar Beispiele:
Am Nachmittag des Karfreitags haben eine Freundin und ich uns bei strahlendem Sonnenschein zu Fuß auf den Weg zum Nordfriedhof gemacht. Vorher hatte die Freundin einen Kreuzweg mit Bildern und schönen dazu passenden Texten ausgesucht. Am Friedhof angekommen haben wir uns ein schönes Plätzchen ausgesucht, eine Bank in der Sonne. Und dort haben wir beide unsere eigene Karfreitagsliturgie gefeiert, indem wir die Texte abwechselnd mit Pausen gelesen haben. Zunächst war es ungewohnt und irgendwie auch komisch, immer wieder kamen spazierende Menschen an unserer Bank vorbei. Doch mit der Zeit empfand ich den Ort mit den Bäumen, Blumen, Vogelgezwitscher und Gräbern als einen sehr passenden Ort für eine Gottesdienstfeier an Karfreitag. Ich habe ganz anders Karfreitag gefeiert und es wird mir als etwas ganz Besonderes im Gedächtnis bleiben.
Auch die Osternacht konnte nicht wie gewohnt gefeiert werden. Und doch auch in diesem Jahr habe ich eine besondere Osternacht erlebt. Auf dem Balkon unsere Agneskirche wurde am späten Abend des Karsamstages Osterlieder auf Trompeten gespielt. Die Kirche selbst wurde durch eine Lichtinstallation ganz besonders in Szene gesetzt. Nach und nach kamen immer mehr Menschen auf den Platz vor der Kirche und hörten zu. Schön war, dass ich auch viele bekannte Gesichter traf. Das war ein für mich berührender Moment von Ostern. Wir sind trotzdem da, wir feiern trotzdem, anders, aber wir feiern. Es war, es ist mir wichtig, Ostern zu feiern. Und dieses Jahr eben mal draußen vor der Kirche. Einige Leute kamen vorbei, die – so schien es mir – eher zufällig vorbei kamen oder zu dem kleinen Büdchen wollten. Doch auch sie blieben stehen, lauschten der Musik und betrachteten die Lichtinstallation. Es war eine lebendige und ruhige Atmosphäre. Dem Ganzen wurde dann leider durch die Polizei eine Ende bereitet. Versammlungen dieser Art waren gar nicht erlaubt. Aber irgendwie haben auch die Polizisten mitbekommen, dass es nicht irgendeine Versammlung war, denn ihr Auftreten haben ich als sehr wohlwollend empfunden. Ich habe die Kartage und Ostern auch in diesem Jahr gefeiert, anders und ganz besonders. Es gibt so viel mehr Arten an Gottesdiensten.
Als dann die Zeit kam, zu der Gottesdienste wieder erlaubt waren, hielt sich meine Freude mit Blick auf die Auflagen sehr in Grenzen. Sich anmelden, ein Ticket lösen, nicht singen, sich nur auf bestimmte Plätze setzen, beim Empfang der Kommunion auf dem Platz sitzen bleiben. Ich konnte und wollte nicht. Mein Unbehagen im Bauch war groß. Es fühlte sich an, als ob ich in ein Konzert ging oder ein Theater. Aber das ist nun mal ganz und gar nicht meine Vorstellung von Gottesdienst. Ich weiß, dass all diese Maßnahmen wichtig und nötig sind, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Keine Frage. Bei uns der Schule muss auch alles ganz genau organisiert und dokumentiert werden.
All die Fragen, die ich mir gestellt habe mit Blick auf den Satz „Sie schwieg nicht“, kann ich auch an mich persönlich stellen: Wo und wann schweige ich nicht? Wo stelle ich meinen Fuß in die Luft? Wo auch im Kleinen, im Alltäglichen?
Als Mitte März aufgrund von Corana der Lockdown kam und das gesellschaftliche Leben fast zum Erliegen kam, hat es mich besonders getroffen, als auch die Gottesdienste nicht mehr stattfanden. Ehrlich gesagt dachte ich, dass doch eine Kirche groß genug sei, dass das Virus hier doch keine Chance hätte. Diese Maßnahme hat mir den Ernst erst wirklich vor Augen geführt. Und es wurde mir eine Möglichkeit – und für mich persönlich eine sehr wichtige Möglichkeit – meine Glauben in Gemeinschaft zu feiern, genommen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen war auch im engeren Freundes- und Bekanntenkreis fast nichts möglich. Per Video wollte und konnte ich für mich keinen Gottesdienst feiern. Ich brauche den persönlichen Kontakt ohne einen Filter dazwischen.
Als die Karwoche näher rückte und das Aussetzen der Gottesdienste verlängert wurde, war klar, dass dieses Jahr diese besondere liturgische Zeit ganz anders aussehen würde als sonst. Aber wie? Neben der Enttäuschung kam dann langsam aber auch ein Gefühl hoch, dass es auch anders gehen kann. Die Kar- und Osterzeit fiel ja nicht aus. Es war dieses Jahr ganz anders, aber nicht unbedingt schlechter. Ein paar Beispiele:
Am Nachmittag des Karfreitags haben eine Freundin und ich uns bei strahlendem Sonnenschein zu Fuß auf den Weg zum Nordfriedhof gemacht. Vorher hatte die Freundin einen Kreuzweg mit Bildern und schönen dazu passenden Texten ausgesucht. Am Friedhof angekommen haben wir uns ein schönes Plätzchen ausgesucht, eine Bank in der Sonne. Und dort haben wir beide unsere eigene Karfreitagsliturgie gefeiert, indem wir die Texte abwechselnd mit Pausen gelesen haben. Zunächst war es ungewohnt und irgendwie auch komisch, immer wieder kamen spazierende Menschen an unserer Bank vorbei. Doch mit der Zeit empfand ich den Ort mit den Bäumen, Blumen, Vogelgezwitscher und Gräbern als einen sehr passenden Ort für eine Gottesdienstfeier an Karfreitag. Ich habe ganz anders Karfreitag gefeiert und es wird mir als etwas ganz Besonderes im Gedächtnis bleiben.
Auch die Osternacht konnte nicht wie gewohnt gefeiert werden. Und doch auch in diesem Jahr habe ich eine besondere Osternacht erlebt. Auf dem Balkon unsere Agneskirche wurde am späten Abend des Karsamstages Osterlieder auf Trompeten gespielt. Die Kirche selbst wurde durch eine Lichtinstallation ganz besonders in Szene gesetzt. Nach und nach kamen immer mehr Menschen auf den Platz vor der Kirche und hörten zu. Schön war, dass ich auch viele bekannte Gesichter traf. Das war ein für mich berührender Moment von Ostern. Wir sind trotzdem da, wir feiern trotzdem, anders, aber wir feiern. Es war, es ist mir wichtig, Ostern zu feiern. Und dieses Jahr eben mal draußen vor der Kirche. Einige Leute kamen vorbei, die – so schien es mir – eher zufällig vorbei kamen oder zu dem kleinen Büdchen wollten. Doch auch sie blieben stehen, lauschten der Musik und betrachteten die Lichtinstallation. Es war eine lebendige und ruhige Atmosphäre. Dem Ganzen wurde dann leider durch die Polizei eine Ende bereitet. Versammlungen dieser Art waren gar nicht erlaubt. Aber irgendwie haben auch die Polizisten mitbekommen, dass es nicht irgendeine Versammlung war, denn ihr Auftreten haben ich als sehr wohlwollend empfunden. Ich habe die Kartage und Ostern auch in diesem Jahr gefeiert, anders und ganz besonders. Es gibt so viel mehr Arten an Gottesdiensten.
Als dann die Zeit kam, zu der Gottesdienste wieder erlaubt waren, hielt sich meine Freude mit Blick auf die Auflagen sehr in Grenzen. Sich anmelden, ein Ticket lösen, nicht singen, sich nur auf bestimmte Plätze setzen, beim Empfang der Kommunion auf dem Platz sitzen bleiben. Ich konnte und wollte nicht. Mein Unbehagen im Bauch war groß. Es fühlte sich an, als ob ich in ein Konzert ging oder ein Theater. Aber das ist nun mal ganz und gar nicht meine Vorstellung von Gottesdienst. Ich weiß, dass all diese Maßnahmen wichtig und nötig sind, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Keine Frage. Bei uns der Schule muss auch alles ganz genau organisiert und dokumentiert werden.
Aber dann lieber gar nicht beziehungsweise nicht so.
Nach einer Weile bin ich dann doch gegangen, an einem Samstagabend, ohne mich vorher anzumelden. Ich konnte noch teilnehmen. Unsere Kirche ist goß, die Anmeldungszahl nicht zu hoch. Doch dieser erste Gottesdienst war nur schwer für mich auszuhalten. Es überkam mich eine tiefe Traurigkeit, ich konnte meine Tränen nur schwer zurückhalten. Ich fühlte mich in einer Zuschauerinnenrolle, die ich nicht, die nicht mehr haben will. Für mich gehört zum Lob Gottes unbedingt das Singen dazu. Ein Ausdruck, der von Herzen kommt. Das ging aber nicht. Ich bin seitdem immer mal wieder in einem Gottesdienst gewesen, aber diese Traurigkeit ist immer noch nicht ganz weg. Das ist nicht der Gottesdienst, den ich mir wünsche, in dem ich mich Gott nahe fühle. Das war ich ihm auf dem Friedhof und auf dem Vorplatz viel näher.
Die Zeit, als keine Gottesdienste stattfanden, hat in mir – vor allem im Rückblick – die Hoffnung genährt, dass es auch anders geht. Ich selbst habe andere Möglichkeiten kennengelernt und von vielen anderen Varianten gehört. Ich wünsche mir, dass davon viel erhalten bleibt und sich etabliert. Wir alle haben unsere eigene Art und Weise vor Gott zu treten, zu ihm zu beten. Wie bereichernd könnte das für unsere Kirche sein. Vielleicht würden dann auch mehr Menschen bleiben und nicht austreten. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen.
Maria Magdalena hat damals als Frau ihren Fuß in die Luft gestellt, und sie hat sie getragen, auch wenn ihr das vielleicht nicht bewusst war. Doch sie hat als erste bezeugt, dass Jesu auferstanden ist. Sie hat als erste die wunderbare Botschaft weitergetragen. Ich möchte sie auch gerne weitertragen, mit meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Allein und mit anderen zusammen. Gott loben auf verschiedene Arten und Weisen, damit diese unglaubliche Botschaft immer mehr Menschen im Herzen trifft.
Und den Mächtigen in dieser Kirche wünsche ich den Mut, auch mal ihren Fuß in die Luft zu stellen, obwohl sie wissen, dass der Weg anders sein wird als bisher. Ich wünsche ihnen Mut zu neuen Möglichkeiten der Verkündigung der Botschaft Gottes, in einer Kirche von Männer und Frauen, in einer geschlechtergerechten Kirche.
Nach einer Weile bin ich dann doch gegangen, an einem Samstagabend, ohne mich vorher anzumelden. Ich konnte noch teilnehmen. Unsere Kirche ist goß, die Anmeldungszahl nicht zu hoch. Doch dieser erste Gottesdienst war nur schwer für mich auszuhalten. Es überkam mich eine tiefe Traurigkeit, ich konnte meine Tränen nur schwer zurückhalten. Ich fühlte mich in einer Zuschauerinnenrolle, die ich nicht, die nicht mehr haben will. Für mich gehört zum Lob Gottes unbedingt das Singen dazu. Ein Ausdruck, der von Herzen kommt. Das ging aber nicht. Ich bin seitdem immer mal wieder in einem Gottesdienst gewesen, aber diese Traurigkeit ist immer noch nicht ganz weg. Das ist nicht der Gottesdienst, den ich mir wünsche, in dem ich mich Gott nahe fühle. Das war ich ihm auf dem Friedhof und auf dem Vorplatz viel näher.
Die Zeit, als keine Gottesdienste stattfanden, hat in mir – vor allem im Rückblick – die Hoffnung genährt, dass es auch anders geht. Ich selbst habe andere Möglichkeiten kennengelernt und von vielen anderen Varianten gehört. Ich wünsche mir, dass davon viel erhalten bleibt und sich etabliert. Wir alle haben unsere eigene Art und Weise vor Gott zu treten, zu ihm zu beten. Wie bereichernd könnte das für unsere Kirche sein. Vielleicht würden dann auch mehr Menschen bleiben und nicht austreten. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen.
Maria Magdalena hat damals als Frau ihren Fuß in die Luft gestellt, und sie hat sie getragen, auch wenn ihr das vielleicht nicht bewusst war. Doch sie hat als erste bezeugt, dass Jesu auferstanden ist. Sie hat als erste die wunderbare Botschaft weitergetragen. Ich möchte sie auch gerne weitertragen, mit meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Allein und mit anderen zusammen. Gott loben auf verschiedene Arten und Weisen, damit diese unglaubliche Botschaft immer mehr Menschen im Herzen trifft.
Und den Mächtigen in dieser Kirche wünsche ich den Mut, auch mal ihren Fuß in die Luft zu stellen, obwohl sie wissen, dass der Weg anders sein wird als bisher. Ich wünsche ihnen Mut zu neuen Möglichkeiten der Verkündigung der Botschaft Gottes, in einer Kirche von Männer und Frauen, in einer geschlechtergerechten Kirche.
Und setzen wir die Füße immer wieder in die Luft. Sie trägt.
Friederike Cremer ist stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands von St. Agnes
In der Tat geht von Maria Magdalena ein wichtiger Impuls aus. Konkret muss der Theismus durch den Pantheismus ersetzt werden. Heilige Messen sind überflüssig. Man kann durch unegoistisches Verhalten und Traumsteuerung zu mystischen Erfahrungen gelangen. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).
AntwortenLöschenNach der Malachias-Weissagung ist Franziskus der letzte Papst vor dem Goldenen Zeitalter. Von nun an ist jeder unegoistische Mensch in der Lage, allergrößte mystische Erfahrungen zu machen. Maria Magdalena ist die Verkündigerin eines esoterischen Christentums.
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
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