Das genau ist ja der
Weg Jesu, von dem im Evangelium die Rede ist: Hände halten, Wäsche
waschen, Tränen trocknen, Umarmen, Zuhören. Einen anderen Weg gibt es
nicht, um Vertrauen zu säen in den Schrecken, der größer nicht sein
kann. Vor ein paar Tagen ist eine junge Frau aus der Pfarrei gestorben. Der Text ist die gekürzte und sprachlich leicht angepasste Fassung der Ansprache bei ihrer Trauerfeier. Alle Namen sind geändert.
Von Peter Otten
Denn der Schrecken ist in Ihr Leben getreten. Was für ein Wahnsinn. Nicht erklärbar und schon gar nicht entschuldbar. Und Ihre Fragen, die Sie und viele anderen, die heute hier sind auch Gott entgegen schleudern – warum hat er sie mir weg genommen? – auch sie hatten in den letzten Tagen und heute ihren Platz. Luzies Tod macht keinen Sinn. Er ist schrecklich, einfach nur abgrundtief schlimm. Franz hat stellvertretend für viele diesen Schmerz im Psalm ausgesprochen. Und der Schmerz wird noch lange weitergehen. Und sein Echo wird viele von denen, die heute hier sind noch lange begleiten.
Es ist noch nicht lange her, da haben wir in der Agneskirche Erstkommunion gefeiert. Nach jeder Gruppenstunde habt ihr Kinder ein Brot genommen, habt es geteilt und zwar so lange geteilt, bis alle Kinder etwas hatten. Das ist der Sinn der Kommunion. Keiner soll leer ausgehen. Jeden Sonntag in der Eucharistiefeier passiert ja dasselbe. Seit dem ersten Tag von Luzies Krankheit haben viele von denen, die heute hier sind geteilt. Zeit, Energie, Essen, Taschentücher, Stille, Umarmungen, Schweigen, Gebete, Kerzen, Hände und vor allem viel, viel Pragmatisches. Ihr habt auf Lara und ihren Vater aufgepasst. Ihr habt Lasten abgenommen, Wäsche gewaschen, seid einkaufen gegangen, habt Exel-Tabellen ausgefüllt. Ihr habt - mit Joseph Beuys gesprochen - eine Wärmeskulptur gebildet. Das hat nicht verhindert, dass Luzie kränker und kränker wurde. Das hat den Tod nicht abgehalten. Es hat aber etwas anderes gebracht: Trost, Wärme, Zusammenhalt, Gemeinschaft, Solidarität. Der Tod hat die Liebe in der Wärmeskulptur nicht töten können. Er hat gewütet und verletzt und hat ein schlimmes Werk getan. Aber er hat die Liebe nicht töten können. Ich bin voller Respekt dafür, was ihr in den letzten Wochen und Monaten geleistet habt. Nämlich das, was wir mit Lara und vielen von euch und vielen anderen sonntags auch gefeiert haben: Kommunion.