Mittwoch, 15. Februar 2012

Schwarzer Peter

Ruth Rudolph/pixelio.de
Wenn die Gespräche zwischen der Piusbruderschaft und dem Vatikan scheitern sollten, so will die Bruderschaft nicht Schuld sein. "Jetzt warten wir mit Spannung auf das Ergebnis der Beratungen der Glaubenskongregation", sagte der deutschte Distriktobere der Piusbruderschaft Franz Schmidtberger gegenüber der "Welt". Aus seiner Sicht hat der Vatikan den Schwarzen Peter in der Hand. Die Frage ist jetzt: Spielt er diese oder eine andere Karte aus?
 
Glaubte man manchen Berichten der Presse in den letzten Tagen, so hätte die Piusbruderschaft die Gespäche mit der Glaubenskongregation im Vatikan scheitern lassen. Die "Piusbrüder poltern" überschrieb beispielsweise das domradio einen eigenen Bericht. "Die Piusbruderschaft sagt Nein" ließ Radio Vatikan verlauten. Dabei hatte der Chef der Bruderschaft, Bernard Fellay lediglich den Stand der Verhandlungen beschrieben. Und den fasste der deutsche Distriktobere der Piusbruderschaft Franz Schmidberger vorgestern in einem Gespräch mit der "Welt" noch einmal zusammen: "Am 14. September 2011 hat Kardinal Levada (der Chef der vatikanischen Glaubenskongregation) Bischof Fellay, unserem Generaloberen, eine "lehrmäßige Präambel" überreicht, deren Annahme die Bedingung sei für eine kirchenrechtliche Anerkennung der Piusbruderschaft. Wir haben über den Text eingehend beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass er so nicht annehmbar ist. Schließlich habe ich selbst am 1. Dezember die Antwort des Generaloberen nach Rom gebracht, und auf die römische Bitte hin hat er diese Antwort dann noch einmal präzisiert. Jetzt warten wir mit Spannung auf das Ergebnis der Beratungen der Glaubenskongregation." Wenn die Gespräche also scheitern sollten, so will die Piusbruderschaft in keinem Fall den Schwarzen Peter in der Hand haben. Sie wollen es nicht gewesen sein.

Nach wie vor scheint die größte Hürde zu sein: Wie hältst du es mit dem Konzil? Die Haltung der Piusbruderschaft ist ganz klar, wie Schmidtberger ebenfalls in der "Welt" darlegte: "Wenn die römischen Autoritäten für eine kirchenrechtliche Anerkennung der Bruderschaft nicht etwas fordern, was der traditionellen Lehre und Praxis der Kirche widerspricht, so wird es kein allzu großes Problem für eine Regularisierung geben. Wenn dagegen Rom fordern sollte, wir müssten das ganze zweite Vatikanum ohne Wenn und Aber anerkennen, dann sehe ich keine Möglichkeit für eine Lösung."

Wie das "Wenn und Aber" aussehen kann, auch dazu hat Schmidtberger eine klare Vorstellung, wie er einen Tag später gegenüber kath.net ausführte: "Das außerordentliche Lehramt ist die feierliche Verkündigung eines Glaubenssatzes, sei es durch den Papst allein, sei es durch ein allgemeines Konzil unter der Leitung des Papstes. Das ordentliche Lehramt ist die tägliche Verkündigung des Glaubens durch die über den Erdkreis verstreuten Bischöfe in Einheit mit dem Papst." Aber: "Das II. Vatikanum fällt in seiner Ganzheit weder in die eine noch in die andere Kategorie, denn es wollte weder Lehrentscheidungen treffen, noch Irrtümer verurteilen; es wollte das bisherige Glaubensgut in einer dem modernen Menschen angemessenen Sprache der heutigen Welt verkünden. Damit sind nur jene Teile von der Unfehlbarkeit gedeckt, die aus früheren unfehlbaren Lehrentscheidungen wiederaufgenommen werden, aber eben nicht Neuerungen, wie sie vorher aufgezeigt wurden." Da fallen dann seiner Ansicht nach beispielsweise die Äußerungen zur Religionsfreiheit drunter. Der Irrtum habe nie ein (Natur-)Recht, so Schmidtberger gegenüber der "Welt". Der Mensch könne kraft des Lichtes der Vernunft Gott erkennen und um die wahre Religion (= die katholische Kirche) wissen. Genau dies hätten die Päpste bis einschließlich Pius XII. festgehalten, "indem sie die Religionsfreiheit verurteilt haben".

Eine derart relativierte Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils hält nun auch Ludwig Ring-Eifel, der Chef der katholischen Nachrichtenagentur für möglich: "Darüber, ob es eine abgestufte oder mit einem hermeneutischen Vorbehalt versehene Anerkennung des Konzils geben kann, gehen unter Theologen die Meinungen auseinander." Da würde man schon gerne hören, welche Theologen er meint. "Da das Konzil selbst - von wenigen Dokumenten abgesehen - keine dogmatischen Definitionen beschlossen hat, ist dieser Weg jedenfalls nicht prinzipiell verschlossen." Das ist interessant, denn eigentlich ist die Sachlage klar: Ein Konzil spricht selbstverständlich mit voller lehramtlicher Autorität. Und dem Lehramt ist nach katholischem Verständnis, ob ordentlich oder außerordentlich - Gehorsam zu leisten (vgl. CIC 750,1). So mancher Theologe, manche Theologin hat dies in der Vergangenheit schmerzlich lernen müssen. Insofern liegt die zu erwartende Antwort des Vatikans eigentlich auf der Hand. Dass der Vatikan allerdings schon mal eine Art von "rechtem Patchworkgehorsam" eingeräumt hat - im Fall des Instituts vom Guten Hirten in Paris - ist allerdings auch wahr.

Die Frage ist also, inwieweit auch für die Piusbruderschaft gelten wird: Für Rom ist manchmal nichts unmöglich. Franz Schmidtberger wird in Ruhe abwarten, ob der Vatikan den Scharzen Peter oder nicht doch noch einmal diese Karte in dieser Partie herüberschiebt.

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