Warum ich trotz allem für den Synodalen Weg bin.
von Norbert Bauer
1. Advent. Die erste Kerze am Kranz brennt. In den deutschen Bischofskirchen wird noch eine weitere Kerze angezündet. Für den Synodalen Weg. Dass die Adventszeit mit Weihnachten endet, weiß jedes Kind. Was am Ende des Synodalen Wegs steht, ist noch offen. Manche sind sich aber jetzt schon sicher: der Synodale Weg wird scheitern, denn er gleiche dem Versuch, Pudding an die Wand zu nageln.
Mich nerven diese Versuche, den Synodalen Weg schon vor dem Start zu versenken. Selbstverständlich ist die Satzung kritikwürdig. Die Mächtigen haben sichergestellt, dass ihnen die Macht nicht aus der Hand genommen wird. Aber wen überrascht das wirklich. Mit dem Synodalen Weg wird nicht die Demokratie in der Katholischen Kirche ausgerufen. Das hat wohl auch niemand erwarten können. Schließlich wurde in Frankfurt der Kaiserdom und nicht die Paulskirche gebucht. Trotzdem machen demokratisch geschulte Menschen wie die ehemalige MdB Claudia Lücking-Michael, der Journalist Joachim Frank oder Leiter des Welt-Ethos Instituts Ulrich Hemel mit.
Ich finde das gut. Ich finde es gut, denn trotz aller Störfeuer ist der ursprüngliche Anlass für dieses Projekt weiter der Mittelpunkt des Synodalen Wegs: die Konsequenzen aus den Erkenntnissen der MHG Studie zu ziehen. Zwar wird dieses Anliegen mit einer Evangelisierungsrhetorik flankiert, aber die Themen sind geblieben: Sex, Macht, Frauen, Zölibat. Davon ließen sich die synodalen Weggefährten im ZdK und bei der DBK nicht abbringen – trotz diverser Briefe von und nach Rom. Die Grundanalyse für die Krise der Kirche ist weiterhin klar: Wir sind das Problem, nicht die anderen.
Deswegen muss gesprochen werden. Klar, es wurde schon mancher Stuhlkreis gebildet und geredet. Aber wer nicht mehr an die Kraft der Worte glaubt, sollte aufhören zu predigen, zu bloggen oder zu kommentieren.
Thomas Bauer hat in seiner kleiner Schrift „Die Vereindeutigung der Welt“ darauf hingewiesen, dass die Katholische Kirche immer dann stark war, wenn sie sich auf ihre Ambiguitätstoleranz besonnen hat. Vielleicht liegt gerade darin die Chance des Synodalen Weg: Jenseits aller festgeschriebenen kirchenrechtlicher Formate, als Nullum Neues zu versuchen. Vielleicht liegt aber eine Chance auch darin, dass viele sich nicht an diesem Weg beteiligen. So ist es gut, dass Maria 2.0 sich gegen eine Beteiligung entschieden hat. Ebenso wie Systemveränderung nur dann gelingen kann, wenn von außen Druck erzeugt wird, braucht der Synodale Weg die kritische Beobachtung von der Seitenlinie, und zwar nicht nur von der Tagespost.
Vielleicht werde ich am 1. Advent 2021 eines besseren belehrt sein. Vielleicht ist doch alles beim alten geblieben und die Synodalkerze hat umsonst gebrannt. Aber das will ich erst mal abwarten und nicht schon heute die Flamme ersticken.
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