2017 ist Wahljahr. Am Donnerstag habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr von meinem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Ich habe einen grünen Umschlag in einen Briefkasten geworfen und mich an der Wahl der grünen Spitzenkandidaten beteiligt. Ein Loblied auf die Demokratie von einem lauen Parteimitglied.
Von Norbert Bauer
Meine Parteikarriere endete dann jäh als Student in Frankfurt. Der Jutta Ditfurt-Jargon im Ortsverband Frankfurt-Süd verdarb mir meine politische Laune.
Heute bin ich nur ein laues Parteimitglied. Genauso wie der laue Katholik sich vor allem an Weihnachten und Ostern seiner Kirchenzughörigkeit bewusst ist, bin ich es an den Wahltagen. Für mich sind die GRÜNEN auch nicht allein selig machend. Auch außerhalb dieser Partei finden sich „vielfältige Elemente der Wahrheit“ (Lumen Gentium 1,8) Darum verstehe ich mich mit meiner Cousine Petra, die aktive CDU Politikerin ist, bestens und begrüße es, wenn mein Freund und Kollege Peter der SPD beitritt. Ich treffe mich gerne zum Mittagessen mit Johannes, der davon überzeugt ist, dass die Linkspartei die sozialpolitischen Vorstellungen von Papst Franziskus verwirklicht. Und ich war sogar in Elke verliebt, mit der ich Theologie studiert habe, obwohl sie CSU-Mitglied war.
Ich habe nie viel Aufsehen um meine Parteimitgliedschaft gemacht. Aber vielleicht ändere ich das 2017. Nicht nur weil ich weiterhin davon überzeugt bin, dass für mich wichtige Themen wie Gerechtigkeit, Ökologie und Freiheit bei den Grünen eine wichtige Stimme haben. Ich freue mich auch einer Partei anzugehören, in der so unterschiedliche Positionen und Persönlichkeiten wie Simone Peter und Winfried Kretschmann sich verständigen müssen. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, meine Parteimitgliedschaft nicht mehr als Nebensache zu behandeln. Ende des letzten Jahres trank ich mit vier Herren, die regelmäßig in St. Michael Platten auflegen, einige Flaschen Wein. Es ging um Pop und Religion, incl „mixing pop and politics“ (Billy Bragg). Es war kurz nach der Trumpwahl, also ein guter Grund, noch eine Flasche Wein zu öffnen. Obwohl alle aktuell im Bundestagsparteien zumindest sympathisierend vertreten waren, herrschte plötzlich Konsens am Tisch, der sicherlich nicht nur dem von allen gelobten Gigondas zu verdanken war. „Ja, in Deutschland läuft vieles Scheiße, aber vieles ist auch sehr gut. Deswegen lassen wir uns diese Republik nicht kaputt machen.“ Politikverdrossenheit war an diesem Abend tabu und zwei Herren beendeten den Abend mit dem Vorsatz, in eine Partei einzutreten. Und auch ich lasse meine Parteizugehörigkeit nicht mehr unter den Tisch fallen. Nicht zuletzt aus Respekt vor den vielen Politikerinnen und Politikern, die sich ja größtenteils ehrenamtlich in den Stadträten und Bezirksvertretungen für Spielplätze, Schulen und Radwege einsetzen. (Ich weiß, der letzte Satz klingt jetzt sehr nach Neujahransprache.)
Ich will hiermit aber auch aus einem weiteren Grund ein leises Loblied auf Parteien anstimmen, denn sie stehen für ein Demokratieverständnis, das Pluralität fördert. Wer sich in einer Partei engagiert, muss lernen, dass nicht alle einer Meinung sind – noch nicht mal in der eigenen Partei und erst recht nicht bei Koalitionsverhandlungen. Er ist aber gezwungen sich mit der Gegenposition auseinanderzusetzen und für seine eigene zu werben. Der Politikwissenschaftler Jan Werner Müller sieht hier die Differenz zu populistischen Parteien und Politikern: „Natürlich geht auch in der Demokratie jeder davon aus, dass er recht hat, und darum möchte auch jeder seine Vorstellungen durchsetzen. Der Unterschied ist: Man akzeptiert, dass man vielleicht doch falschliegt, und man akzeptiert, dass Opposition prinzipiell legitim ist.“
Deswegen heute zu Beginn des Wahljahres mein kleines Outing als grünes Parteimitglied. Parteien ermöglichen in einer Republik die Pluralität der Meinungen und verhindern ein konturenloses, breiiges Wir. Das ist wie mit einem guten Gigondas. Auch der schmeckt nur, weil mit Grenache, Syrah und Mourvèdre mindestens drei unterschiedliche Trauben notwendig sind.
Ich habe nie viel Aufsehen um meine Parteimitgliedschaft gemacht. Aber vielleicht ändere ich das 2017. Nicht nur weil ich weiterhin davon überzeugt bin, dass für mich wichtige Themen wie Gerechtigkeit, Ökologie und Freiheit bei den Grünen eine wichtige Stimme haben. Ich freue mich auch einer Partei anzugehören, in der so unterschiedliche Positionen und Persönlichkeiten wie Simone Peter und Winfried Kretschmann sich verständigen müssen. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, meine Parteimitgliedschaft nicht mehr als Nebensache zu behandeln. Ende des letzten Jahres trank ich mit vier Herren, die regelmäßig in St. Michael Platten auflegen, einige Flaschen Wein. Es ging um Pop und Religion, incl „mixing pop and politics“ (Billy Bragg). Es war kurz nach der Trumpwahl, also ein guter Grund, noch eine Flasche Wein zu öffnen. Obwohl alle aktuell im Bundestagsparteien zumindest sympathisierend vertreten waren, herrschte plötzlich Konsens am Tisch, der sicherlich nicht nur dem von allen gelobten Gigondas zu verdanken war. „Ja, in Deutschland läuft vieles Scheiße, aber vieles ist auch sehr gut. Deswegen lassen wir uns diese Republik nicht kaputt machen.“ Politikverdrossenheit war an diesem Abend tabu und zwei Herren beendeten den Abend mit dem Vorsatz, in eine Partei einzutreten. Und auch ich lasse meine Parteizugehörigkeit nicht mehr unter den Tisch fallen. Nicht zuletzt aus Respekt vor den vielen Politikerinnen und Politikern, die sich ja größtenteils ehrenamtlich in den Stadträten und Bezirksvertretungen für Spielplätze, Schulen und Radwege einsetzen. (Ich weiß, der letzte Satz klingt jetzt sehr nach Neujahransprache.)
Ich will hiermit aber auch aus einem weiteren Grund ein leises Loblied auf Parteien anstimmen, denn sie stehen für ein Demokratieverständnis, das Pluralität fördert. Wer sich in einer Partei engagiert, muss lernen, dass nicht alle einer Meinung sind – noch nicht mal in der eigenen Partei und erst recht nicht bei Koalitionsverhandlungen. Er ist aber gezwungen sich mit der Gegenposition auseinanderzusetzen und für seine eigene zu werben. Der Politikwissenschaftler Jan Werner Müller sieht hier die Differenz zu populistischen Parteien und Politikern: „Natürlich geht auch in der Demokratie jeder davon aus, dass er recht hat, und darum möchte auch jeder seine Vorstellungen durchsetzen. Der Unterschied ist: Man akzeptiert, dass man vielleicht doch falschliegt, und man akzeptiert, dass Opposition prinzipiell legitim ist.“
Deswegen heute zu Beginn des Wahljahres mein kleines Outing als grünes Parteimitglied. Parteien ermöglichen in einer Republik die Pluralität der Meinungen und verhindern ein konturenloses, breiiges Wir. Das ist wie mit einem guten Gigondas. Auch der schmeckt nur, weil mit Grenache, Syrah und Mourvèdre mindestens drei unterschiedliche Trauben notwendig sind.
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschen