Foto & Trikot: Norbert Bauer |
Von Norbert Bauer
Bruno Labbadia ist nicht mehr Trainer von Hamburg. Georg Bätzig neuer Bischof in Limburg. Die aktuellen Meldungen von kna und sid offenbaren die ein oder andere Gemeinsamkeit zwischen Bischofsstuhl und Trainerbank. Wie z.B.: Manche Co-Trainer werden nie Cheftrainer – manche Weihbischöfe nie Ortsbischof. Oder auch: Trainer wechseln gerne zu berühmteren Vereinen - Bischöfe folgen auch gerne mal dem Ruf zum einem bedeutsameren Bistum: Tuchel wechselte von Mainz zum BVB – Woelki von Berlin nach Köln. Ein Entscheidender Unterschied bleibt jedoch: Trainer werden bei Erfolglosigkeit entlassen - Bischöfe nie. Sie haben vielmehr eine Jobgarantie bis mindestens 75.
Aber ich wollte ja nicht über die Erfolgsquoten von Bischöfen schreiben. Sondern über Fußball und Selbstgerechtigkeit, die ich gerne als achte Todsünde etablieren würde. Seitdem RB Leipzig in die 1.Fußball-Bundesliga aufgestiegen ist, baden viele Fans im warmen Wasser der Selbstgerechtigkeit. Letzte Woche organisierten die Fans vom HSV vor dem Spiel gegen Leipzig eine Demo und prangerten den Fußballkapitalismus von Red Bull an. Wohlgemerkt: Fans vom HSV, der selbst seit Jahren vom Konserven-Multi Kühne am Leben gehalten wird. Am Samstag blockierten in Köln FC-Anhänger den Spielerbus der Sachsen, und wahrscheinlich stellen nächste Woche Augsburg-Fans eine Puppenkiste in dem Mittelkreis, um den Anstoß zu verhindern. Die Schlagwörter sind immer dieselben: für Tradition und gegen Geld.
Auch mir schmeckt das süße Brausegetränk nicht und die unverhohlene Instrumentalisierung des Fußballs für Produktmarketing stört auch meine 11 Freunde-Romantik. Aber eins müssen die Traditionsschwärmer sehen: jede Tradition hat mal mit einem "Tag eins" begonnen, und weder in Nürnberg noch in Frankfurt leben die Vereine vom Ersparten der Fans.
Red Bull Leipzig macht hingegen genau das, was von jedem Fußballverein (und Bistum) heute erwartet wird: Visionen formulieren, Ziele stecken, Finanzplan schreiben. Dies hat der sicherlich zurecht umstrittene Chef den Unternehmens Dietrich Mateschitz vor sieben Jahren getan. Er wollte einen Verein in der 1. Bundesliga. Im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften, Bistümern und Unternehmen hat er sein Ziel erreicht. Das kling nicht sexy. Vielen Fußballfreunden in Leipzig scheint das egal zu sein. Sie sorgen bei jedem Heimspiel für ein ausverkauftes Haus.
Natürlich wäre es schön, wenn der Fußball frei wäre vom Finanzkapital. Auch ich erinnere mich gerne an erfolgreiche Spiele mit Bernd Schuster, Ulf Kirsten und Rudi Völler im Leverkusener Haberlandstadion, freue mich aber weiterhin über jeden Sieg in der BayArena.
Die Entscheidung für einen Verein ist nie rational. Es lassen sich höchstens Beweggründe rekonstruieren. Bei mir war es eine Mischung aus Begeisterung für Bernd Schuster, der enttäuschten Liebe zu einer Frau und die S-Bahn-Verbindung von Köln-Buchforst nach Leverkusen-Mitte.
Ich werde wahrscheinlich meine Jahreskarte von Bayer 04 auch nicht zurückgeben, wenn das Stadion dort irgendwann Monsanto-Arena heißen wird. Ich werde mich dann aber Rupert Neudeck erinnern. Bei der Präsentation einer Heinrich Böll-Biografie saß er mit einem Schalke 04-Schal auf dem Podium. Chef dieses Traditionsvereins ist der Schweinemäster Thönnies. Auf den Trikots werben seine Spieler für den russsichen Staatskonzern Gazprom. Beides wahrlich keine Sympathieträger. Der Menschenrechtler Neudeck ist seinem Verein trotzdem treu geblieben.
Also liebe Anti-Leipzig-Aktivisten in Hamburg und Köln: Haltet den Ball flach und beendet eure Sitzblockaden gegen eine Mannschaft, die aktuell sportlich zurecht in der 1. Bundesliga spielt. Oder gründet eine eigene Liga. Auf- und Abstieg wird es da nicht geben. Erfolg ist da keine entscheidende Größe. Sondern nur noch Tradition. Das ist denn wie bei den Bischöfen. Aber darüber wollte ich diesem Mal ja nicht schreiben.
Red Bull Leipzig macht hingegen genau das, was von jedem Fußballverein (und Bistum) heute erwartet wird: Visionen formulieren, Ziele stecken, Finanzplan schreiben. Dies hat der sicherlich zurecht umstrittene Chef den Unternehmens Dietrich Mateschitz vor sieben Jahren getan. Er wollte einen Verein in der 1. Bundesliga. Im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften, Bistümern und Unternehmen hat er sein Ziel erreicht. Das kling nicht sexy. Vielen Fußballfreunden in Leipzig scheint das egal zu sein. Sie sorgen bei jedem Heimspiel für ein ausverkauftes Haus.
Natürlich wäre es schön, wenn der Fußball frei wäre vom Finanzkapital. Auch ich erinnere mich gerne an erfolgreiche Spiele mit Bernd Schuster, Ulf Kirsten und Rudi Völler im Leverkusener Haberlandstadion, freue mich aber weiterhin über jeden Sieg in der BayArena.
Die Entscheidung für einen Verein ist nie rational. Es lassen sich höchstens Beweggründe rekonstruieren. Bei mir war es eine Mischung aus Begeisterung für Bernd Schuster, der enttäuschten Liebe zu einer Frau und die S-Bahn-Verbindung von Köln-Buchforst nach Leverkusen-Mitte.
Ich werde wahrscheinlich meine Jahreskarte von Bayer 04 auch nicht zurückgeben, wenn das Stadion dort irgendwann Monsanto-Arena heißen wird. Ich werde mich dann aber Rupert Neudeck erinnern. Bei der Präsentation einer Heinrich Böll-Biografie saß er mit einem Schalke 04-Schal auf dem Podium. Chef dieses Traditionsvereins ist der Schweinemäster Thönnies. Auf den Trikots werben seine Spieler für den russsichen Staatskonzern Gazprom. Beides wahrlich keine Sympathieträger. Der Menschenrechtler Neudeck ist seinem Verein trotzdem treu geblieben.
Also liebe Anti-Leipzig-Aktivisten in Hamburg und Köln: Haltet den Ball flach und beendet eure Sitzblockaden gegen eine Mannschaft, die aktuell sportlich zurecht in der 1. Bundesliga spielt. Oder gründet eine eigene Liga. Auf- und Abstieg wird es da nicht geben. Erfolg ist da keine entscheidende Größe. Sondern nur noch Tradition. Das ist denn wie bei den Bischöfen. Aber darüber wollte ich diesem Mal ja nicht schreiben.
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