„Deshalb muss und sollte sich Franziskus der Unterstützung
aller Reformkräfte sicher sein können.“ Ende Dezember hatte die Kirchenvolksbewegung
„Wir sind Kirche“ für das Jahr 2015 noch diese Parole ausgegeben. Aber nicht
alle haben auf dieses Signal gehört. Auch die FAZ nicht, die in der letzten Sonntagsausgabe
viel Platz für Papstkritik einräumte. Die Zeitung für kluge Köpfe stellt sich aber
gewiss nicht in der Ecke der Reformkräfte, zumindest nicht bei der Frauenfrage.
Hier ist sie gut römisch-katholisch. Vor kurzem war einer der Herausgeberplätze
der FAZ neu zu besetzen. Jürgen Kaube darf jetzt den Frankfurter Männerkranz
ergänzen. Warum sollten auch im Kreis der Herausgeber Frauen sitzen. Im
Domkapitel sitzen ja auch keine Frauen. Bei bei der Vesper zur Amtsübergabe des
Generalvikars im Kölner Dom agierten ebenfalls nur Männer im Altarraum. Aber
die hatten zumindest lange Kleider an.
Markus Günther, angeblich einer der „wenigen profilierten,
katholischen und meinungsstarken Publizisten im Lande“ ist im Moment der Mann
bei der FAZ, der für die Generalabrechnungen mit der Kirche zuständig ist. Im
Dezember stellte er der deutschen Kirche noch ein miserables Zeugnis aus und
verglich sie mit der untergehenden DDR. Schuld daran sei vor allem die „moderne
Theologie“, die den Menschen die schönen Bilder genommen hat und nur noch in
abstrakten Begriffen denkt. Nach dieser Analyse wundert es schon, dass er sich
jetzt auch an Papst Franziskus abarbeitet. Der ist doch gerade für seine
bildhafte Theologie bekannt. Gerne malt er den aus der zeitgenössischen
Religionspädagogik verbannten Teufel in grellen Farben an die Wand. Aber das
reicht nicht, um bei Günther Anerkennung zu finden. Ganz im Gegenteil, der
Papst weiß gar nicht was sich für einen Papst gehört. „Der Eigensinn des
Argentiniers zeigt sich auch darin, dass der Papst über einen erheblichen Teil
seiner Zeit, vor allem an den Nachmittagen, komplett selbst verfügt.“ Das
irritiert natürlich den Freund des gepflegten Papsttums. Erst versetzt sich ein
Papst in den vorzeitigen Ruhestand und dann ist sein Nachfolger nur noch eine
Teilzeitkraft. Dabei war noch nie so viel Papst wie heute. Mein hier schon
einmal formulierter Wunsch nach ‚weniger Papst’ ging leider nicht in Erfüllung.
Alle starren weiterhin auf den Papst. Katholische Wochenzeitungen kommen nicht
ohne regelmäßige Papst-Kolumne aus, im Theosalon war der Papst auch schon oft
zu Gast und demnächst liegt „Mein Papst“ zwischen „Closer“ und „in touch“ als
People Magazin am Kiosk aus. Natürlich mit Deko-Tipps. Vielleicht ist der Papst
aber selbst die Deko-Figur für die unterschiedlichsten Hoffnungen und
Projektionen. Während Papst Franziskus den Neokatechumenalen Weg als „großes Gut für die Kirche“ lobt, beschwört Christian Weisner weiterhin den Korpsgeist
der Reform. Ein Papst für alle Fälle. Er hat aber noch viel vor, weiß zumindest
Kardinal Marx, der den Papst nicht nur aus der Zeitung kennt. "Dieser
Papst möchte die Verhältnisse zum Tanzen bringen"* ist sich der Kardinal
aus München gewiss, und damit meint Marx gewiss nicht den liturgischen
Ausdruckstanz. Da Marx sich ja nicht scheut, von Revolution zu sprechen, sieht
er Papst Franziskus eher in der Tradition seines Namensvetter Karls: „Man muß diese
versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigne
Melodie vorsingt!“ Aber ganz so heiß wird der revolutionäre Tanz mit dem
Heiligen Vater nicht werden, denn - so warnt
der Papstberater mit Blick auf die Familiensynode - man solle nur keine zu
hohen Erwartungen haben, aber „ein Weg ist beschritten, eine Debatte hat
begonnen.“* Na dann.
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