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Von Jacqueline Straub
Für mich war schon seit meiner Jugend an klar, dass ich Theologie studieren möchte. Mit 15 Jahren spürte ich etwas in meinem Herzen, dass ich anfangs nicht ganz genau einordnen konnte. Doch dann war es mir klar: Ich fühle mich zur Priesterin berufen. Nicht in einer Kirche in der das möglich ist. Nein, in der römisch-katholischen Kirche, die meine Heimat ist und in der ich mich wohl fühle.
Mich interessierte der Religionsunterricht immer schon sehr und ich liebte den Lateinunterricht. In meiner Freizeit las ich viel über die Kirchengeschichte und kirchenpolitische Themen. Während meiner Schulzeit begann ich sogar schon mir selbst Griechisch und Hebräisch beizubringen – einfach nur aus Spaß, weil mich die alten Sprachen begeisterten.
Ich wusste also, dass das Theologiestudium das sein wird, das mich glücklich machen wird – und bis heute ist es so geblieben.
Ich habe relativ schnell erfahren, dass man in der Kirche nur etwas verändern kann, wenn man Wissen von Kirchengeschichte, Kirchenrecht und Kirchenpolitik hat. Man kann nur etwas von Innen heraus bewegen und das geht auch nur, wenn man Bescheid weiß.
Ich wollte – und will es immer noch – die Kirche mitgestalten. Ich möchte, dass die Kirche heute wieder für mehr Menschen attraktiv ist. Und darum finde ich es auch wichtig, Theologie zu studieren. Wir brauchen heute junge Geister, die mit neuem Leben, neuer Energie und neuer Farbe unsere Kirche bereichern und so gestalten, dass sie auch für junge Menschen ein Ort der Heimat sein kann. Besonders wichtig finde ich es, dass auch Frauen den Mut aufbringen, Theologie zu studieren, auch wenn die Kirche zumindest an der Spitze eine „Männerkirche“ ist. Aber durch die Frauen an der Basis wird die von Männer geleitete Kirche ebenso eine Kirche der Frauen. Damit sich auch Frauen der kommenden Generationen in der römisch-katholischen Kirche wohl fühlen, braucht es Frauen, die bereit sind, die Kirche mit ihrer Weiblichkeit zu gestalten. Denn die Jesusanhänger waren sowohl Männer als auch Frauen.
Die Kirche ist eine Kirche für Männer und Frauen. Das Christentum ist eine Religion aus Männern und Frauen, und genau deshalb ist es wichtig, dass Frauen und Männer zusammen die Kirche gestalten und das Christentum lebendiger machen.
Ich liebe mein Theologiestudium, weil es so umfangreich ist. Ich erfahre einiges über die Philosophie, das kirchliche Recht, Dogmatik, Praktische Theologie und die alt- und neutestamentliche Bibelauslegung. Ich lerne die Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein, und erhalte Kenntnisse über die Kirchenkunst und die Weltreligionen.
Durch mein Studium der Theologie kann ich später einmal mein Hobby zum Beruf machen – auch wenn es mir bis dahin nicht gelingt Priesterin zu werden. Meine Liebe zur Kirche und mein großes Interesse an der Theologie werden immer bleiben. Für mich ist das Theologiestudium nicht nur ein Studium, das man eben macht, um später einen guten Job zu erhalten. Ich unterscheide nicht zwischen meinem Leben in und nach der Universität. Ich bin so fasziniert von meinem Studium, dass es mein ganzes Leben umspannt und ich es somit auch als ein Geschenk ansehe, lernen zu dürfen. Denn ich merke immer wieder, was für Glücksmomente ich habe, wenn ich neue Dinge erfahre und an diesen meine Mitmenschen teilhaben lassen darf. Das Theologiestudium ist für mich also die perfekte Möglichkeit, meine Interessen zu schärfen und mich später in meinem Beruf voll und ganz entfalten zu können, eben weil die Theologie die Leidenschaft ist, die mich brennen lässt.
Das Theologiestudium ist ein Abenteuer, das sich lohnt, weil es Spaß macht und einem die Fähigkeit gibt, zu gestalten und zu verändern, damit die Theologie und die Kirche nicht zu einem staubigen Museum werden, sondern voll neuer Strahlkraft auch im 21.Jahrhundert gehört und geschätzt werden.
Jacqueline Straub studiert in Fribourg katholische Theologie.
Ich habe die Geschichte von Jacqueline Straub in einem Zug gelesen. Ihre Berufungsgeschichte berührt mich. Sie ist eine Meisterin im Erspüren der Seelen der Menschen. Sie kämpft für ihre priesterliche Berufung mit bewundernswerter Zivilcourage. Ihr feu sacré ist ansteckend.
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