Freitag, 27. Dezember 2013

In God We Trust


Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
Das neue Jahr muss nicht langweilig sein

Von Peter Otten

"In Bloomington, Minnesota, wurde ein Mann, der tausend Eindollarscheine in die Rotunde einer Shoppingmall hatte hineinregnen lassen, wegen Ruhestörung festgenommen. Er habe, sagte er, ein hartes Jahr hinter sich: Scheidung, Bankrott und die geliebte Katze weg. Mit seinem letzten Geld habe er den Menschen eine Freude machen wollen. Auf der Banknote steht: In God We Trust. Dem Mann hat das nicht geholfen." (Quelle: Die Zeit, 5.12.2013)

Ausgerechnet „Let it snow!“ singt das italienische Trio auf der Bühne, als die Scheine auf sie hinunterregnen. Im Internet ist das alles zu sehen. Der Film zeigt, wie rechts und links von der Bühne zwei riesige kegelförmige Riesenweihnachtsbäume buchstäblich in den Himmel glitzern, so, wie es sie vielleicht tatsächlich nur in amerikanischen Shoppingmails gibt. Dagegen wirken die Sänger tief unten auf der Bühne und die Kunden, die sich hinter den Brüstungen türmen, wie Püppchen in einer Miniaturstadt – und die Geldscheine wie zerrissene Papierschnipsel. Ein paar Menschen bücken sich und greifen nach dem Geld, während die Sänger weitersingen, ungerührt „doch ihre Stimmen klingen noch ein bisschen festlicher, als sie den Geldregen bemerken“, hat ein Zeuge auf youtube kommentiert. Fast 900000 Menschen haben diesen kurzen Film schon angeklickt. Hier wird die Aktion von „Serge, dem Transportunternehmer“, wie er sich nennt kontrovers diskutiert. „Er kann froh sein, dass niemand vom Balkon fiel“, hat Melissa geschrieben. „Was für ein netter Mann!“ findet hingegen jemand, der sich liberofivefivefive nennt. „Es ist immer schön, jemanden zu sehen, der nett zu anderen ist.“ Die „Zeit“ macht hingegen in ihrer kurzen Nachricht auf eine Pointe aufmerksam, die für Amerikaner vermutlich nichts Besonderes, für Europäer hingegen äußerst skurril ist: dass nämlich buchstäblich jeder Dollarschein ein Glaubensbekenntnis ist.
Ob „Serge, der Transportunternehmer“ tatsächlich dachte, dass ihn sein Vertrauen in Gott getrogen hat, als er zu „Serge, dem Ex-Transportunternehmer“ wurde? Wir wissen es nicht. „Weil mir so viele von euch eure Unterstützung in meiner Situation angeboten haben, verlinke ich hier mein Pay-Pal- Verbindung für eure Spenden“, schreibt er. „Die Hälfte davon werde ich wieder in einer anderen Shopping-Mall runterwerfen. Lassen wir es regnen!“ Jemandem sein ganzes Vertrauen zu schenken kann also sehr aufregend sein – ob es sich nun um Serge, den Transportunternehmer handelt oder um Gott selbst. Es hängt also von uns ab. Das neue Jahr muss nicht langweilig sein.

( aus: Hirschberg 1/2014)

1 Kommentar:

  1. Ich dachte eigentlich, es würde sich nur um den alten, immer wiederholten Schreibfehler handeln - eigentlich müsste doch "in Gold we trust" draufstehen ...
    Aber heute ist das ja keine Sicherheit und Perspektive mehr für die meisten, der Satz müsste wohl irgendwie mit Wachstum oder Rendite formuliert werden - völlig "wert"frei ...
    Aber diese Aktion mit Hoffnung auf ein spannendes neues Jahr erinnert mich auch eine Aktion in meiner Nähe: http://www.ev-menden.de/index.php/kirchen-t-raum/aktionen/1000-euro-rueckzahlaktion.html
    Geld einfach mal ausstreuen im Vertrauen, dass es gut wirkt und nicht verschwendet ist und mehr bringt, als wenn ich es für mich behalte oder alleine handle ... ob Talente, Dollar oder Euro - mit Gottvertrauen in das Gute in das neue Jahr!

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