Foto: Dieter Schütz / pixelio.de |
Er ist noch nicht lange im Amt, der neue Papst. Gerade deshalb haben alle seine Worte so viel Gewicht – das erste Angelus, die erste Osterpredigt, die erste Katechese zum Jahr des Glaubens. Und dann gleich das Thema „Frauen“. In seiner Osterpredigt werden sie uns als leuchtende Glaubenszeuginnen der Auferstehung Jesu gezeigt. In seiner Katechese zum Jahr des Glaubens werden sie zu Garantinnen der Echtheit des Zeugnisses. Wer die Auferstehung erfunden hätte, wäre in der antiken Welt niemals auf die Idee gekommen, sie von Frauen bezeugen zu lassen, denn ihr Zeugnis war vor Gericht nicht gültig. Und doch sind sich die Evangelien einig: Frauen sind als Erste am leeren Graben, Frauen begegnen als Erste dem Auferstandenen, sie glauben und geben die Botschaft weiter. Die ersten Zeugen der Auferstehung sind Zeuginnen. Papst Franziskus stellt uns in seiner Katechese diese herausragende Rolle der Frauen anschaulich vor Augen.
„Die ersten Zeugen der Auferstehung sind die Frauen. Und das ist schön, das ist ein bisschen auch die Mission der Frauen, der Mütter, der Großmütter: Zeugnis ablegen gegenüber den Kindern, den Enkeln. Dass Jesus lebt, dass er auferstanden ist. Mütter und Frauen: macht weiter mit diesem Zeugnis!“, so Papst Franziskus weiter in der Katechese. Ein erstaunlicher Sprung, der mit den Evanglientexten eher wenig zu tun hat. Sicher, den nachfolgenden Generationen den Glauben zu verkündigen ist eine wichtige Aufgabe für Christinnen – und für Christen. Aber darum geht es in diesen Evangelientexten nicht. Die Frauen gingen ja nicht nach Hause, zu ihren Kindern und Enkeln. Die Bibel erzählt uns eine ganz andere Geschichte: Die Frauen gehen auf direktem Weg zu den Jüngern, zu den Aposteln, zu Petrus. Sie gehen mitten hinein in das Zentrum der Bewegung um Jesus. Dass ihnen das einfach so möglich war macht deutlich, dass sie mitten in dieses Zentrum hineingehörten. Den Jüngern haben sie von ihrer unerhörten Erfahrung erzählt und wurden nicht ernst genommen.
Für mich ergeben sich daraus Fragen wie: Wo lassen sich die Nachfolger der Apostel heute die frohe Botschaft durch Frauen verkünden? Inwiefern lernen sie aus den Fehlern ihrer Vorgänger, die die Frauen mit ihrem Anliegen abgewiesen haben, um statt dessen von ihnen zu lernen? Papst Franziskus hat bereits bei der Fußwaschung an Gründonnerstag eine erste neue Form der Begegnung mit Frauen gefunden. Vielleicht ist diese Geste programmatischer als seine erste Katechese zum Jahr des Glaubens.
Die Theologin Dr. Sabine Schößler lebt in Köln.
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