Foto: Peter Otten |
Neu ist die Pflicht des Ortspfarrers, Kontakt zum Ausgetretenen aufzunehmen (warum schicken die Bichöfe nicht selbst die Briefe?). Offensichtlich ist dieses Vorgehen ein Zugeständnis gegenüber römischem Denken, dem nicht einleuchten will, wie eine staatliche Stelle die Distanzierung eines Menschen von seiner Kirche überhaupt entgegennehmen kann. Zu dessen Motiven muss nun der Ortspfarrer eine "Einschätzung" vornehmen (wem gegenüber eigentlich? Wird das dokumentiert?) und gegebenenfalls jenseits der Steuerersparnis einen Glaubensabfall feststellen (gibt es also eine Exkommunikation "light" beim Austritt und eine "richtige" Exkommunikation nach dem Gespräch mit dem Pfarrer?) Dazu hat die Bischofskonferenz eine Briefvorlage erarbeitet, die zu diesem Zweck offensichtlich zu verwenden ist. Breiten Raum nimmt in diesem Schreiben die Belehrung über die Rechtsfolgen ein, denen der Ausgetretene unterliegt. Ihm werden die Rechte aufgezählt, die er nun nicht mehr genießt (gelten diese Rechtsfolgen eigentlich auch, wenn der Ausgetretene nach Italien reist, wo es gar keine Kirchensteuerverpflichtung gibt? Gibt es demnächst gar einen Sakramentstourismus?). Interessanterweise werden jedoch die Pflichten, denen er als getaufter Katholik offiziell weiterhin unterliegt verschwiegen, denn auch ein Ausgetretener muss selbstverständlich weiterhin die Sonntagspflicht beachten oder auch die Verpflichtung, seinem Bischof Gehorsam und Respekt zu zeigen. Dies hätte die leicht beleidigt klingende Tonalität des Schreibens, das eher wie eine Rechtshilfebelehrung des Finanzamts klingt als das Schreiben eines Hirten an seinen verlorenen Sohn noch auf die Spitze getrieben und den Eindruck verstärkt, den Menschen, die mit der katholischen Fachterminologie nicht so vertraut sind und Lumen Gentium vielleicht für ein Körperorgan und CIC bestenfalls für eine römische Ziffer halten bei der Lektüre der bischöflichen Worte vermutlich ohnehin bekommen: Die Kirche versteht sich selber als einen Verein, bestenfalls, und: "Das Geld ist der Kirche genauso wichtig wie der Glaube", wie Joachim Frank in einem Kommentar feststellt.
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