In Österreich hat eine Initiative von offenbar etwa 300 Priestern, die auch von knapp 150 Laien unterstützt wird, offenen Ungehorsam vereinbart. Die Priester verpflichten sich in ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ unter anderem dazu, in Zukunft in jedem Gottesdienst eine Fürbitte um Kirchenreform sprechen. Man werde zudem „gutwilligen Gläubigen grundsätzlich die Eucharistie nicht verweigern“. Das gelte auch für Geschieden-Wiederverheiratete, für Mitglieder anderer christlicher Kirchen, sogar je nachdem für Ausgetretene. Außerdem werde man zukünftig nur noch einer Eucharistiefeier am Sonntag vorstehen und stattdessen Wortgottesdienste mit Kommunionspendung feiern, denen Laien vorstehen, die dort auch predigen sollen. Man werde das Predigtverbot missachten, heißt es. Denn: Es sei „gerade in schwerer Zeit notwendig, das Wort Gottes zu verkünden“. Als Gegenmodell zur Fusion von Pfarreien werde man sich schließlich dafür einsetzen, dass jede Pfarrei einen Vorsteher oder eine Vorsteherin bekomme, was nur durch ein neues Priesterbild zu erreichen sei. Begründet wird das Vorgehen zweifach: Zum einen mit „römischer Verweigerung einer längst notwendigen Kirchenreform“, zum anderen wird aber mit einer „Untätigkeit der Bischöfe“. Beides zwinge dazu, dem Gewissen zu folgen und selbständig tätig zu werden.
Es sind Presbyter diözesaner Bischöfe, die es nicht mehr länger hinnehmen wollen, dass sich ihre Hirten lediglich als Generalvikare des Papstes betrachten. Dadurch bekommt die Auseinandersetzung um die Zukunft der katholischen Kirche – unabhängig davon, dass inhaltlich-theologisch über vieles zu streiten ist - eine neue Qualität. Sie hat zum ersten Mal seit langer Zeit die Leitungsebene erreicht. Viele Laienchristinnen und –christen werden dieses Signal der Solidarität mit Freude und Genugtuung wahrnehmen. Es ist vielleicht doch nicht die selektive Wahrnehmung einiger unzufriedener Laien, die sich mit ihren Gedanken über Veränderungen in der Kirche lange Jahre vor allem blutige Nasen geholt haben.
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