Montag, 3. Januar 2011

Verfolgt, verfolgter, am verfolgtesten?

Der Papst beginnt das neue Jahr damit, dass er - annlässlich dessen 25jähriger Wiederkehr - für Oktober zu einem Friedensgebet der Religionen in Assisi einlädt. Das gilt einerseits als Überraschung, wurde der damalige Kardinal Ratzinger und Chef der Glaubenskongregation doch allgemein nicht als ein Freund dieser Aktion des damaligen Papstes wahrgenommen. Zuviel gleichberechtigtes Nebeneinander von doch sehr unterschiedlichen Religionen, so argwöhnte - nicht nur - er. Ob die Religionsvertreter nun sichtbar gemeinsam beten oder in getrennten Räumen, um jeglichen Synkretismusverdacht zu vermeiden: Überhaupt gemeinsames Auftreten, gemeinsames Beten ist ein gutes Signal in diesem noch jungen Jahr, wo Menschen in aller Welt im Namen der Religion aufeinander losgehen, wie zum Jahreswechsel in Ägypten. Denn schon sind aus Deutschland wieder Aufrufe zur Distanzierung von Gewalt an die in Deutschland lebenden Muslime zu hören. Bevor von Außenstehenden Religionen instrumentalisiert und gegeneinander in Stellung gebracht werden, bleibt doch zu hoffen, dass diese Verführung zur Instrumentalisierung auf keiner Religionsseite Früchte trägt. Auch Theologen und katholische Journalisten sind dagegen leider nicht immer immun. Die am stärksten verfolgte Religion sei das Christentum, schreibt Alexander Kissler in seinem "Blut und Glaube" überschriebenem blog. Heieiei...! Als befände sich die religiöse Welt im olympischen Wettbewerb. Verfolgt, verfolgter, am verfolgtesten? Angesichts dieses kisslerschen Zynismus ist auch schon wieder wahr, was Stephan Gärtner polemisiert: "Daß die Taliban ihre militärische Grundausrüstung aus God’s Own Country haben, ist ja vielleicht bekannt." Nutzen wir das neue Jahr doch dazu, auch anderswo dafür zu werben: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Steht im Grundgesetz. Schadet nichts, hin und wieder mal nachzulesen.

1 Kommentar:

  1. Stephanie Müller3. Januar 2011 um 21:59

    Manche Politiker sollten wirklich einmal im Grundgesetz lesen. Befremdlich finde ich nicht nur den Aufruf zur Distanzierung von diesen Anschlägen, sondern dieser politische Druck, der auf Ägypten ausgeübt wird, reicht der CSU und anderen Politikern mittlerweile scheinbar nicht mehr. So verlangte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, eine Neuorientierung der deutschen Entwicklungspolitik. „Wir sollten unsere Entwicklungshilfe an der Frage ausrichten, ob in einem Land Christen vom Staat oder einer anderen Seite verfolgt werden“, sagte Müller der „Rheinischen Post“ Es könne keine finanzielle Unterstützung für Länder geben, in denen Christen ihre Religion nicht ungehindert ausüben können.
    Volker Beck, der Fraktiongeschäftsführer der Grünen spricht ebenfalls davon, dass die Strategie des "Leisetretens nicht förderlich" sei.
    Ich bin extrem irritiert von solchen reflexhaften Forderungen, die gleichzeitig alle Muslime in Deutschland mit in Haft nehmen wollen.
    Und dann folgen nach den jüngsten Ereignissen noch Durchhalteparolen.
    „Wird die arabische Welt bald eine Region ohne Christen sein?“, fragt in dieser Debatte der in Jordanien ansässige Kommentator Arieb al-Rantawi nach dem Anschlag in Ägypten. Er ruft dazu auf, „den Christen Gründe zu geben, damit sie bleiben“.
    In einer Messe zum katholischen Weltfriedenstag am Samstag beklagte Papst Benedikt XVI. zu Recht „Diskriminierungen, Gewalt und religiöse Intoleranz“, unter denen vor allem Christen weltweit zu leiden hätten. Religionsfreiheit sei ein „unverzichtbares Element des Rechtsstaats“. Er appellierte an die politisch Verantwortlichen, sich nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Taten für den Frieden einzusetzen.
    Ich finde es immer schwierig, wenn Angehörige einer Religion, den Angehörigen einer anderen Religion vorschreiben wollen, wie sie zu glauben und zu denken haben.
    Aber wir können gemeinsam mit ihnen entwickeln, was Religionsfreiheit bedeutet und wie wir im gegenseitigen Respekt miteinander umgehen und uns gemeinsam mit konkreten Taten für den Frieden einsetzen.
    Vielleicht trägt dazu das Friedensgebet in Assisi im Oktober bei.

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