Mittwoch, 15. Dezember 2010

Glaube macht den Unterschied V - Für unsere Sünden gestorben

"Der gekreuzigte Jesus hilft uns, unsere Schuld zu erkennen und anzunehmen. Es ist wie bei einem Werbeplakat einer Spendenaktion. Da wird uns ein halb verhungertes Kind im Elend gezeigt, das uns mit großen Augen anblickt. Wenn sich dann nicht bloß ein Mitleidsimpuls erhebt, dann vielleicht auch die Erkenntnis: Diesem Kind geht es so, weil ich so lebe, wie ich lebe. Ich profitiere ja selbst von den Billigpreisen, die dieses Kind in die Armut treiben. Je unschuldiger ein Kind schaut, je weniger ich die Möglichkeit habe, ihm seine missliche Lage als Folge (seines) eigenen Handelns zuzuschreiben, umso leichter wird mir die Erkenntnis der eigenen Verantwortung fallen. Jesus aber ist der Unschuldige schlechthin. Und dennoch ist er unter die Räder einer Machtmaschinerie geraten, die es auch heute gibt und an der ich alles andere als unbeteiligt bin. So hilft er mir in der Gestalt des Gekreuzigten, meine Schuld anzuerkennen und anzunehmen." (S. 105)

Das ist ein schlüssiger Gedanke. Aber stimmt das auch, was Ruster folgert?
 "Viel unwirksamer wäre es, wenn jemand käme und mich beschuldigte: Du bist Schuld daran! Noch viel unwirksamer wäre es, wenn das arme Kind mich persönlich beschuldigte und forderte, ihm zu helfen" (ebd.)

Unwirksamer vielleicht im Hinblick auf das Anerkennen der persönlichen Schuld und vor allem Wohl unwirksamer im Hinblick darauf, die Gerechtigkeit Gottes für sich anzunehmen, selber (wieder) "Gottesgerechtigkeit" = Liebe zu werden. Vielleicht sogar unwirksamer im Hinblick darauf, echte nachhaltige Veränderungen im Hinblick auf Ungerechtigkeit anzuschieben. Wahrscheinlich will sich Ruster hier darauf konzentrieren. Aber unwirksamer, so erscheint es mir, schon auch im Hinblick auf die je persönliche Seite der davon betroffenen Menschen: Ihre eigene Ohnmacht, ihr Leid, ihr Schrecken, ihre Wut oder Traurigkeit. Ob die sich äußert oder nicht, ist für den Betrachter erst einmal unerheblich, wie mir scheint. Hier verbirgt sich ein ein wenig die Gefahr der Instrumentalisierung.

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