"Der gekreuzigte Jesus hilft uns, unsere Schuld zu erkennen und anzunehmen. Es ist wie bei einem Werbeplakat einer Spendenaktion. Da wird uns ein halb verhungertes Kind im Elend gezeigt, das uns mit großen Augen anblickt. Wenn sich dann nicht bloß ein Mitleidsimpuls erhebt, dann vielleicht auch die Erkenntnis: Diesem Kind geht es so, weil ich so lebe, wie ich lebe. Ich profitiere ja selbst von den Billigpreisen, die dieses Kind in die Armut treiben. Je unschuldiger ein Kind schaut, je weniger ich die Möglichkeit habe, ihm seine missliche Lage als Folge (seines) eigenen Handelns zuzuschreiben, umso leichter wird mir die Erkenntnis der eigenen Verantwortung fallen. Jesus aber ist der Unschuldige schlechthin. Und dennoch ist er unter die Räder einer Machtmaschinerie geraten, die es auch heute gibt und an der ich alles andere als unbeteiligt bin. So hilft er mir in der Gestalt des Gekreuzigten, meine Schuld anzuerkennen und anzunehmen." (S. 105)
Das ist ein schlüssiger Gedanke. Aber stimmt das auch, was Ruster folgert?
"Viel unwirksamer wäre es, wenn jemand käme und mich beschuldigte: Du bist Schuld daran! Noch viel unwirksamer wäre es, wenn das arme Kind mich persönlich beschuldigte und forderte, ihm zu helfen" (ebd.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen