Dienstag, 14. Dezember 2010

Glaube macht den Unterschied IV - Göttliche Gerechtigkeit gegen ökonomische Gerechtigkeit

"In einem Wort: Jesus musste sterben, weil die göttliche Gerechtigkeit, die er verkündetete, mit der ökonomischen Gerechtigkeit, wie sie zu seiner Zeit herrschte, nicht vereinbar war. Die göttliche Gerechtigkeit gibt Gott die Ehre, die ökonomische Gerechtigkeit richtete sich nach den Profitinteressen der Mächtigen. Die göttliche Gerechtigkeit verschafft den Menschen, was sie zum Leben brauchen, denn sie setzt der maßlosen Bereicherung eine Grenze. Die ökonomische Gerechtigkeit betrieb die Bereicherung der Reichen auf Kosten der Verarmung der Armen. Jesu Verkündigung war ein zentraler Angriff auf das damalige ökonomische System, und folgerichtig geriet er mit den roligiösen und politischen Legitimationsinstanzen des Systems aneinander. (...) Deswegen musste er leiden, wurde er gekreuzigt, ist er gestorben und wurde begraben. Aus Sicht des Systems war das Problem Jesus damit gelöst.
Wenn Jesus heute wiederkommen würde, würde es ihm gewiss nicht besser ergehen. Nehmen wir an (...), er würde in den Finanzzentren auftreten und erklären: Ich werde dieses auf grenzenloses Wachstum programmierte System abschaffen und in drei Tagen eine Währung einführen, in der sich Geld nicht mehr von allein vermehrt. Man würde ihn beseitigen müssen, und man würde es auf die eine oder andere Weise tun. (...) Sein Tod ist die Folge des unaufhebbaren Gegensatzes zwischen der Gerechtigkeit Gottes und der Ordnung der menschlichen, durch die Sünde zur Maßlosigkeit gesteigerten Selbsterhaltung." (S. 104f.)

Diese schnörkellose Argumentation lässt einem schon den Atem stocken. Ist aber das auch von Ruster genährte Misstrauen gegenüber der menschlichen Vernunft in dieser Radikalität gerechtfertigt? Und sind Tierschützer, alternative Ökonomen, Globalisierungsgegner nicht doch so etwas wie anonyme Christus-Follower?

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