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Montag, 8. Oktober 2018

Nihil obstat

Screenshot: Peter Otten
Ansgar Wucherpfennig darf nicht mehr Rektor der Hochschule von St. Georgen sein, weil er Schwule gesegnet hat. Nichts steht der Solidarität entgegen.

Von Peter Otten

Positive Aussagen zur Homosexualität und zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare haben nach Berichten des Kölner Stadt Anzeigers und der Frankfurter Rundschaun den Rektor der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen, den Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig, sein Amt gekostet. Demnach verweigert die Vatikan-Behörde dem im Februar für eine dritte zweijährige Amtszeit mit großer Mehrheit wiedergewählten Geistlichen das „Nihil Obstat“ (Unbedenklichkeitserklärung) und verlangt einen öffentlichen Widerruf seiner Positionen.

Grundlage der Vorwürfe scheint u.a. auch ein Interview gewesen zu sein, dass Wucherpfennig 2016 mit der Frankfurter Neuen Presse geführt hat.

Ich denke, die Zeit der offenen Solidarität ist gekommen. Ich stelle mich hinter alle Forderungen, die Wucherpfennig öffentlich formuliert hat. Ich finde sie theologisch überzeugend. Sie sind ein wichtiges geistgewirktes Zeichen der Zeit.


Wie Prof. Ansgar Wucherpfennig denke also auch ich, dass wir in den Klerikerberuf Lebenswirklichkeiten hereinholen können, die wir bisher nicht haben. Wie er finde auch ich die Männergesellschaften, ich würde sagen: die Männerbünde problematisch, die sich durch den Zölibat in der katholischen Kirche etabliert haben. Auch ich bin überzeugt: Das würde anders werden, wenn der Zölibat aufgehoben würde, und andere Bedingungen für das Priesteramt. Wenn Papst Franziskus die Kirche dazu aufgefordert hat, über das Diakonat der Frau nachzudenken, ist das noch zu kurz gegriffen. Wir brauchen Machtteilung, und wir brauchen Frauen in allen Weiheämtern in der katholischen Kirche. Wucherpfennig fragt: "Ist es richtig, dass das Sakrament der Beichte, also die Versöhnung mit Gott, nur Männer spenden können? Das schränkt die Gesprächsmöglichkeiten zur Versöhnung massiv ein. Da habe ich ernsthafte Fragen." Ich finde, der Mann hat Recht.

Ansgar Wucherpfennig hat homosexuelle Paare gesegnet. Würde diese Bitte an mich heran getragen, würde ich das auch tun. Denn wie er ist mein Eindruck, dass entsprechende Formulierungen in der Bibel zum Teil missverständlich formuliert sind. Beispielsweise bei Paulus im Römerbrief. Homosexuelle Beziehungen in der Antike waren starke Abhängigkeits- und Unterwürfigkeitsverhältnisse. Liebe sollte eine egalitäre, freie Beziehung sein, keine mit Gefälle. Das wollte Paulus eigentlich sagen, so analysiert Wucherpfennig - und ich finde seine Argumentation überzeugend. Und schließlich findet Wucherpfennig, dass es  nicht gerechtfertigt ist, wiederverheiratet Geschiedene von der Kommunion auszuschließen. Auch hier sage ich: Das stimmt.

Sicher gibt es noch andere Pastoralreferentinnen und -referenten, Gemeindereferentinnen und -referenten, Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Diakone, Priester und Bischöfe, die die Positionen von Ansgar Wucherpfennig öffentlich teilen. Und sollte es nun Menschen geben, die finden, mein Nihil Obstat gehöre einkassiert - ihr wisst ja, wie das geht.

1 Kommentar:

  1. Ich stimme Herrn Wucherpfennig zu und hoffe das diese Gedanken auch in der katholischen Kirche endlich wuchern!!!!!!!!!!!!

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