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Über John Lennon und Johanna Rahner. Aus gegebenen Anlass.
Von Norbert Bauer
"Woman is the N**** of the World“ war kein wirklicher Hit. Er landete 1972 in den US-Charts nur auf Platz 57. Er hat aber Protest ausgelöst. Bevor Yoko Ono und John Lennon den Song live in der Dick Cavett Show spielten, mussten sie sich erklären, denn “there are some people who reacted strangely to it, but usually they are white and male.” Für den Ex-Beatle ist der Zuammenhang naheliegend, definiert man mit dem umstrittenen Wort wie der afroamerikanische Politiker Ron Dellums jemanden “whose life style is defined by others, whose opportunities are defined by others, whose role in society is defined by others.” Alle drei Punkte treffen auf Frauen in der Katholischen Kirche zu.
Lennons Auftritt bei Dick Cavett zeigt zweierlei. Ein Saxofon tut einem Popsong meist nicht gut, und im Hause Lennon/Ono hat der Protestsong noch nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Es spricht weiterhin nur der Mann.
Johanna Rahner wurde bisher noch nicht zu Anne Will eingeladen, obwohl auch sie Rassismus und Diskriminierung zusammengedacht hat. Sie wurde vielmehr zu Ordnung gerufen, erst von Bischof Oster, dann vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
John Lennon und Johanna Rahner machen die gleiche Erfahrung: die Verwendung des N – bzw R-Wortes löst offensichtlich die Plausibilität nicht ein, die intendiert war. Auch wenn die beiden Begriffe sachdienliche Hinweise liefern, verhindern sie erst mal die erhoffte Diskussion.
Das scheint bei Bätzing und Oster klammheimliche Freude auszulösen. Statt über die katholische Diskriminierung von Frauen sprechen zu müssen, tun sie alles dafür, dass nur über den Begriff Rassismus diskutiert wird. Der Passauer Bischof fragt „welche Effekte produziert man mit einer solchen Verwendung des Begriffes ‚Rassismus‘ bei den Menschen, die tatsächlich Opfer von Rassismus sind?“ Er könnte auch mal drüber nachdenken, welchen Effekt die katholische Diskriminierung der Frauen auf den weltweiten Kampf um Gleichberechtigung hat. Und welche Rolle die Kirche dabei spielt. Bei der kürzlich zu Ende gegangenen UN-Jahrestagung der Kommission zum Status der Frau sollen der „Vatikan, Kuba, Saudi-Arabien und Bahrain eine sehr schlechte Rolle“ gespielt und dafür Sorge getragen haben, dass „ganze Absätze zur sexuellen Belästigung, zur Verteidigung der Rechte von Mädchen und zur Gleichberechtigung der Geschlechter gestrichen wurden.
Bischof Oster vermisst Argumente, Bischof Bätzig eine sachorientierte Debatte. Der bischöfliche Apell „Zu Sache Schätzchen“ schallt aber in einem lauten Echo zurück. Sind es nicht gerade Theologinnen wie Johanna Rahner, die seit Jahren gute Argumente dafür liefern, dass das Haltbarkeitsdatum lehramtlichen Begründungen für den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt schon lange abgelaufen ist?
Die Forderung von Bischof Bätzing, „Theologische Fragen müssten weiterhin vor allem mit theologischen Argumenten geführt werden“, ist schon lange erfüllt. Da hilft es auch nicht, regelmäßig "Ordinatio sacerdotalis“ aus dem Gefrierfach zu holen. Es hilft auch kein Ordnungsruf bei Facebook, nebenbei bemerkt, ein bemerkenswerter Weg der Kommunikation: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz fordert die Vorsitzende des katholisch-theologischen Fakultätentages via Facebook auf, eine Bemerkung zurückzunehmen. Sieht so eine Einladung zu einer sachorientierten Debatte aus?
Als John Lennon 1972 den Song mit seiner Band in der Dick Cavett Show performte, war Yoko Ono nicht zu hören. Kaum vernehmbar schlägt sie auf die Bongo-Trommel ein. Die Zeiten, in den Frauen in Pop Musik nur am Rande stehen, sind vorbei….
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