Samstag, 30. September 2017

Pool von Frauen


Screenshot Ausschnitt Norbert Bauer, dfb.de 
Mit ihrem Mentoring-Programm wollen die deutschen Bischöfe die Rolle der Frauen stärken. Es bleibt aber weiterhin eine Nebenrolle.


Von Norbert Bauer

"Was dem Verführer von früher die Briefmarkensammlung war, ist dem aufgeschlossenen Bischof von heute der Frauenförderplan“ schreibt Christiane Florin in ihrem Buch „Der Weiberaufstand“. Wenn alle deutschen Bischöfe zusammenkommen wird aus der Förderung gar ein Mentoring-Programm. Es werden nicht nur Briefmarken gezeigt, sondern auch noch ein Piccolo aus dem Kühlgeschrank geholt. Im Pressebericht zum Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz erinnern sich die 67 Männer an ihren Fünf-Jahres-Plan „nach Möglichkeiten zu suchen, den Anteil von Frauen in Leitungspositionen weiter zu erhöhen.“ Denn sie meinen es ernst mit „Geschlechtergerechtigkeit“, „geschlechtersensibler Pastoral“ und „echte Wahlfreiheit für Frauen und Männer.“ Wer dies liest, kann leicht den Eindruck gewinnen, bei der Herbstversammlung der Bischöfe sei der katholische Frühling ausgebrochen. Dass dem nicht so ist, erfährt die Leserin dann zum Schluss des Dokuments: „Das Mentoring-Programm trägt so dazu bei, dass vor allem auf der mittleren Leitungsebene ein Pool von Frauen entsteht, die fähig und bereit sind, Leitung in der Kirche wahrzunehmen.“ Mit diesem Satz ist klar, was die Bischöfe mit ihrem Programm wollen: die Rolle der Frauen stärken, die aber weiterhin nur eine Nebenrolle sein kann. Für höhere Aufgaben sind Frauen gar nicht vorgesehen. Man erweckt erst gar nicht den Eindruck, die Decke nach oben sei gläsern. Interessant ist auch die Einschätzung, dass ein „Pool von Frauen“ (klingt nach einer Tagesthemen-Anmoderation zum Tod von Hugh Hefner) „entsteht“, die „fähig und bereit sind“. Ist es nicht eher so: die Fähigkeit und Bereitschaft der Frauen ist schon immer da, nicht aber die der Männer, ihre Macht zu teilen?

Montag, 25. September 2017

Im Risikomodus

Foto: Peter Otten
Nach der Bundestagswahl müsste die katholische Kirche in den Risikomodus schalten. Sie könnte dazu beitragen, dass dringend benötigte Diskursräume entstehen. Schöne Idee. Aber das wird sie nicht tun.

Von Peter Otten

In der Krypta von St. Agnes in Köln befindet sich seit einigen Jahren eine Reliquie. Dabei handelt es sich um einen Brief, den der katholische Widerstandskämpfer Nikolaus Groß im Juli 1944 an seine Tochter Marianne schrieb. Die Geschichte dieses Briefes, auch die problematische Annexion des persönlichen Widerstands eines Menschen durch Teile der katholischen Kirche hat Norbert Bauer hier schon mal beschrieben.

Samstag, 9. September 2017

Besser als allein


Foto: Marco Verch / flickr.com
Das Schlimmste im Leben ist vielleicht das Alleinsein. Zu zweit zu sein sei besser, das sagt schon der biblische Prophet Kohelet. Es gibt aber keine Garantie dafür, dass Menschen das ein Leben lang gelingt, obwohl sie sich das sehr wünschen.

Von Peter Otten

Als meine Mutter 50 wurde, schenkten wir ihr eine Fritteuse. Wir kauften sie wie alle Elektroartikel bei „Elektro Schmitter“ und ließen sie dort gleich mit einer schönen Schleife hübsch verpacken. Sie war ein runder Topf, wie ein kleiner Einkochkessel mit einem Stecker und einem Deckel. Sie hatte einen Schieberregler, mit dem man die Temperatur einstellen konnte. Der optimale Gargrad für verschiedene Lebensmittel war mit Hilfe kleiner Piktogramme aufgemalt: Ein Fisch benötigte eher eine mittlere Hitze, bei der Zubereitung von Pommes Frittes sollte man den Schieber bis zum Anschlag durchschieben.