Sonntag, 3. August 2014

Nur ein bisschen Frieden

Foto: Sabine Schößler
Der Friedensgruß soll nüchterner werden. Leider keine Sommerloch-Meldung


Von Norbert Bauer

Die Autoren des Theosalons genießen den Sommer. Sie lesen z.B. im befreundeten Ausland schöne Bücher und lassen den Papst Papst sein. Auch wir brauchen mal Pause. Ansonsten wären wir natürlich schon längst ausführlich der Frage nachgegangen, warum der Kölner so ist wie er ist, denn vor der Bischofsernennung formulierte der Domprobst noch stellvertretend für Köln Selbstbewusstsein gegenüber Rom. „Wir hoffen, dass jetzt wieder eine Wende geschieht, weil Papst Franziskus deutlich gesagt hat, er nähme die Ortskirche ernster. Dann darf man hoffen, dass er auch ein Votum des Domkapitels ernst nimmt." Die Kölner Kirchenzeitung erklärte die Frage, ob Franziskus die Dreierliste berücksichtige gar zum „päpstlichen Lackmustest“. Jetzt hat Köln einen neuen Erzbischof und der stand offensichtlich nicht auf der Wunschliste. Trotzdem sind alle glücklich. Vielleicht liegt es daran, dass gerade Fußballweltmeisterschaft war und dass auch der Kölner sich mehr für das Endspiel als für den neuen Bischof interessierte. Merkwürdig ist es aber doch, dass die aufgeregten Rufe nach Beteiligung und Subsidiarität nach der Bekanntgabe nicht mehr zu hören waren. Wahrscheinlich war Bischof Woelki schon immer der Spitzenkandidat der Herzen in Köln und nachdem der neue Erzbischof erst einmal mit seiner Liebe zum 1. FC Köln und mit „Kölle - Du bes e Jeföhl" die wichtigsten Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, waren die hohen Erwartungen nach Partizipation schnell vergessen. Nur am Rande: es soll ja auch Katholiken im Erzbistum geben, die nicht in Köln leben und noch nicht einmal einen Geißbock auf ihrer Brust tragen.Wie gesagt, wenn nicht auch verkürzte Sommerarbeitszeit für den Theosalon gelten würden, wäre wir gerne der Frage intensiver nachgegangen, warum der Papst nach Freiburg jetzt auch in Köln offensichtlich die Ortskirche doch nicht so ernst nimmt. Aber wir wollten den Papst im Sommer ja mal Papst sein lassen. Aber da leuchtet mitten im Sommerloch eine Meldung aus dem Vatikan auf, die uns doch vom Pool in den kühlen Salon treten lässt: „Neue Regeln für den Friedensgruß.“

Papst Franziskus hat am 7. Juni einem Text der Gottesdienstkongregation zugestimmt, nach dem zukünftig der Friedensgruß im Gottesdienst nüchterner ausfallen soll. Der Priester soll auch nicht mehr selbstverständlich bei jeder Messe zu einer Geste der Friedens einladen und möglichst nicht den Altarraum verlassen. Nur ein bisschen Frieden halt. Da wundern wir uns schon, hatten wir doch bisher den Eindruck, dass herzliches Händeschütteln, Küssen und Umarmungen mindestens die Hälfte der päpstlichen Arbeitszeit einnimmt. Aber vielleicht muss Papst Franziskus so viele Dokumente unterzeichnen, dass er nicht alle so genau lesen kann. Aber vielleicht wollte er der Liturgiekongregation mal einen Gefallen tun, weil sie doch unter seinem Vorgänger sicherlich mehr päpstliche Beachtung hatten. Oder er meint es tatsächlich ernst. Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist, dass schon ganz viel Chuzpe dazu gehört, in einer Zeit, in der die Menschen nicht nur in der Ukraine, Syrien, Israel und Gaza sich nichts mehr wünschen als endlich Frieden, ein Rundschreiben an die Bischofskonferenzen rauszuhauen, mit dem das Singen von Friedensliedern in der Hl. Messe abgeschafft werden soll. „which is nonexistent in the Roman rite.“ Dazu gehört schon eine Menge Taktgefühl. Eine Forderung des Rundschreibens wird sich dann aber sicherlich bald erübrigen: „Auch die Gläubigen sollten zum Austausch des Grußes an ihren Plätzen blieben und ihn auf ihre unmittelbaren Nachbarn beschränken.“ Denn weitere solcher Ideen aus Rom werden bestimmt dafür sorgen, dass links und rechts von mir niemand mehr in der Kirchenbank steht. Dann erübrigt sich auch der Friedensgruß. 



8 Kommentare:

  1. Ihr seid echt wie bei so nem Kaffeeklatsch zum Friedensgruß im Bad der Menge durch die Kirche spaziert ?

    Wir reichen tatsächlich den Nebenstehenden - dabei kommen wir durchaus auf 8 Personen. Diese nehmen wir dann allerdings sehr persönlich wahr und daraus ergeben sich nach der Messe oft sehr freundschaftliche Gespräche und Verknüpfungen.

    P.S.: Warum müssen Katholiken eigentlich immer diese Self-Dooming Keule der Mitgliederabwanderung herausholen ? (Frage das als Kirchenrückkehrer der das befremdlich und nicht sehr konstruktiv findet)

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  2. Soeben habe ich mich ebenfalls mit dem Thema Friedensgruß befasst
    und dabei Ihren Artikel ausführlich zitiert.
    Alles Gute von Blogger zu Blogger, auch wenn ich ganz anderer Meinung bin!

    http://kreuzknappe.blogspot.de/2014/08/entrustungs-sturm-entfallt-papst.html

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  3. Friedensgruß? Gehen Sie mal in einen Gottesdienst nach dem Vetus Ordo.
    Das genieße ich.

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    1. Ja, das genieße ich auch.
      Und wie ich erst die moralinhaltigen Fürbitten dort genieße. ;-)

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  4. Der Friedensgruß ist ein Zeichen, ein Symbol,… Dabei ist es egal, ob ich einem oder 100 die Hände schüttel. Es wird durch mehrfaches Schütteln nicht mehr Frieden. Und durch weniger Schütteln wird auch nicht nur "ein bisschen" Frieden.

    Aber eine andere Fragen hätte ich noch: Gibt es das Dokument irgendwo zum nachlesen, ob bleibt es bei diversen Pressemeldungen?

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    1. Bisher hat offensichtlich nur die spanische Bischofskonferenz das Dokument veröffentlicht.
      "The text of the congregation's "circular letter" on "the ritual expression of the gift of peace at Mass," was approved by Pope Francis and posted in Spanish on the website of the Spanish bishops' conference. Jesuit Fr. Federico Lombardi, Vatican spokesman, confirmed its authenticity Friday."

      ncronline.org/news/faith-parish/sign-peace-mass-vatican-says-it-stays-put-urges-education

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    2. Das hatte ich auch so verstanden, allerdings finde ich es auf der Internetseite der spanischen Bischofskonferenz nicht.
      http://www.conferenciaepiscopal.es/

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    3. Dieses Händeschütteln über die Kirchenbänke hinweg bringt ja wirklich Unruhe in den Gottesdienst, außerdem erhöht es in Grippezeiten die Infektionsgefahr. Deshalb schlage ich vor, man entwickelt eine App, mit der man den Friedensgruß elektronisch weitergeben kann. Ähnliches wäre dann auch für die Kollekte denkbar.
      Mittelfristig wäre sogar zu überlegen, die Sonntagsgottesdienste nur noch über Facebook oder Twitter abzuhalten. Kommunikation findet ja ohnehin nur noch über die sozialen Medien statt und der Priestermangel verlangt nach unkonventionellen Massnahmen.

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