Foto: Peter Otten |
Waren das alles etwa nur - Sonntagsreden?
Auf jeden Fall scheint das Bild vom ohnmächtigen Jesuskind, oder das Bild von Gott, der sich Ohnmacht leisten kann, nicht besonders attraktiv für die Bischöfe zu sein. Vielleicht gilt es aber auch nur für andere, nicht für sie selbst. Sonntgsreden halt. Wie auch immer. Auf den Gedanken kann man jedenfalls kommen, betrachtet man ihr Verhalten rund um den Konflikt der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen und seinem Leiter Prof. Christian Pfeiffer (der die Verträge mit der VDD inzwischen ins Internet gestellt hat). Hier werden nun Unterlassungsklagen zugestellt, Anwälte losgeschickt, verspieltes Vertrauen bezeugt, sich gegen Unterstellungen verwahrt. Nichts von der Attraktivität der Ohnmacht Gottes. Nichts von der anderen Herrschaft. Nichts von Hingabe, vom Dasein für die Menschen.
Und doch wäre das genau der Kern, um den es jenseits von Sonntagsreden gehen würde. Matthias Drobinski hat es heute in der Süddeutschen Zeitung exakt beschrieben. Er stellt fest, dass die katholische Kirche in der Narzissmusfalle gefangen sei: unfähig, etwas anderes zu sehen als sich selbst. Und dies sei gefährlich, es könne - wie es die Geschichte von Narziss zeige - im sozialen und realen Tod enden. Die einzige Möglichkeit für die Kirche: „Es zeigt sich, dass es kein echtes Lernen aus der Gewalterfahtrung gibt, wenn dieser institutionelle Narzissmus nicht überwunden wird", schreibt er. "Dazu gehört, dass der Blick von außen auf einen selbst möglich wird, mehr noch: als notwendig für die Selbsterkenntnis betrachtet wird – ob der, der da von außen schaut nun Christian Pfeiffer heißt oder nicht. (…) Reinigen kann dieser Blick von außen die Kirche nicht. Im Gegenteil wird er das Bewusstsein für die eigenen Abgründe und dunklen Flecken schärfen. Aber erst, wenn die Kirche diese Abgründe sieht, wird sie den Blick vom Spiegelbild abwenden können: zunächst hin zu den Opfern, die in diesem ganzen Streit höchstens eine Nebenrolle spielen. Und dann zu den Menschen, um derentwillen die Kirche wieder glaubwürdig werden sollte.“
Weihnachten, das Fest, wo es im Blick auf die Krippe genau darum geht, den Blick des Narziss aufzugeben, ist gerade mal ein paar Wochen her. "Er entäußerte sich all seiner Gestalt, wird niedrig und gering", wurde da über den gesungen, der da kommen sollte. Wissen die Bischöfe nicht, dass der Weg der eigenen Heilung nur über den Weg der eigenen Entäußerung gehen kann, über den Weg durch den Abgrund, der nur dort beginnen kann, wo von außen tief in sie hineingeschaut werden wird? Die Gottesgeburt beginnt damit, dass Gott vertraut: Denen, denen er sich in der Krippe anvertraut. Am bittersten ist zu spüren, dass die Bischöfe selber nicht zu glauben scheinen, was sie da predigen – und lieber ihre Anwälte losschicken, um Unterlasssungsklagen auszufertigen, vermeintliche Sicherheiten, Rechtfertigungen. Die wunderbare Ikone vom hilflosen Kind in der Krippe – das ist für sie selbst ja nur noch Dekoration. Die Bischöfe werden vertrauen müssen, auch denen, die sie nicht kennen. Die Glaubenskrise, von der sie immer reden und die sie stets anderen anhängen wollen – sie scheint näher bei ihnen selbst zu liegen, als sie sich eingestehen wollen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen