Screenshot: Peter Otten |
Da haben wir uns aber gehörig erschrocken, als wir gestern morgen noch schlaftrunken und ziemlich mitgenommen von den Halloween-Feierlichkeiten auf den Computerbildschirm starrten: Von der "kulturellen Selbstdemontage Deutschlands" lasen wir da. Von einer Gesellschaft, die "mit vorauseilendem Gehorsam zum Beispiel vor den Sonderansprüchen der
islamischen Einwanderung" einknicke und "widerstandslos Wahrheiten" preisgebe. Das nicht selten mit groteskem Selbsthass einhergehe.
Ja, war den schon wieder Bischofssynode? Die große Mehrheit der Bevölkerung zeige sich unwillens - lasen wir atemlos weiter - gar unfähig, das
christliche Erbe zu bewahren, zu pflegen, energisch zu verteidigen, ja
offensiv zu reformieren. Spätestens da fiel uns schuldbewusst die Kürbislikörflasche aus der Hand (die wir, als hätten wirs geahnt, glücklicherweise noch rechtzeitig geleert hatten). "Die kulturelle Selbstdemontage geschieht schleichend, aber nachhaltig -
von der Aushöhlung des Sonntags, der zum puren Frei-Tag für Freizeitlust
verkommen ist, bis zur Entleerung und Entwertung christlicher Symbolik" (in Ordnung! ächzten wir, "Skyfall" könne ja auch noch ein paar Tage warten - oder fiel das grundsätzlich unter Symbolmissbrauch? - dann würde die Filmwahl heute eben auf "Liebe" fallen, das würde auch besser zum Friedhofsbesuch passen, beruhigten wir uns). "Gelobt sei die neudeutsche neuheidnische „Reformation“ 2012!" Junge, Junge. Da hatte der Kardinal aber noch mal einen rausgehauen.
Von wegen. Sehr spät erkannten wir im Nebel unserer Kopfschmerzen: Es war doch nicht Bischofssynode. Und rausgehauen hatte es auch kein Kardinal. Gegenstand der kollektiven Aufregung war, dass der Stadtrat von Wittenberg die russischen Politaktivistinen von Pussy Riot für den Luther-Preis 2013 "Das unerschrockene Wort" vorgeschlagen hat. Und dies ist für den einen oder anderen ein "weiterer Mosaikstein" der "kulturellen Selbstdemontage Deutschlands". Und zugleich erinnern sie daran, dass ja bereits vor einigen Jahren Henryk M. Broder (ja wirklich! Das steht da!) diese Beobachtung öffentlich gemacht habe.
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