Mittwoch, 2. März 2011

Memorandum Frohsinn

Aus aktuellem Anlass:
500 Millionen Unterschriften bis Aschermittwoch ist das Ziel der Initiative "Memorandum Frohsinn".

Memorandum Frohsinn
Der Karneval ist kein Selbstzweck. Er hat den Auftrag, das befreiende Lachen allen Närrinnen und Narren zu verkünden. Das kann er nur, wenn er selbst ein Ort und eine glaubwürdige Zeugin des Frohsinns ist! Die konkreten Herausforderungen, denen sich der Karneval stellen muss, sind keineswegs neu. Zukunftsweisende Reformen lassen sich trotzdem kaum erkennen! Das offene Zwiegespräch darüber muss in folgenden Handlungsfeldern geführt werden:

Strukturen närrischer Beteiligung: 
In allen Feldern des kirchlichen Humors ist gerade die Beteiligung der Närrinen und Narren ein Prüfstein für die Erlösungskraft des Evangeliums.

Daher fordern wir: 
Was alle witzig finden, darüber soll von allen gelacht werden!
Keine Büttenreden im stillen Kämmerlein mehr!
Keine Karnevalssitzungen mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Untergrund des Prinzenseminars!
Es braucht mehr Elferräte auf allen Ebenen der Kirche! Die Elferräte sind an der Bestellung wichtiger Amtsträger zu beteiligen! Worüber vor Ort gelacht werden soll, soll auch dort entschieden werden!
Witze und Pointen müssen endlich transparent sein! Der Gang zum Lachen in den Aktenkeller darf nicht mehr die Regel sein!

Närrische Gemeinde:
Närrische Gemeinden sollen Orte sein, an denen Menschen geistige Getränke wie Schnaps, Kölsch und Eierlikör sowie materielle Güter wie Flöns und Mettbrötchen miteinander teilen! Aber gegenwärtig erodiert das närrische Leben! Jeder isst und trinkt für sich! Unter dem Druck des Mangels werden immer größere Feiereinheiten konstruiert! Dort können Nähe und Zugehörigkeit, Bützen und Zuprosten kaum mehr erfahren werden! Historische Identitäten, aber auch natürliche Feindschaften wie die zwischen Düsseldorfern und Kölnern werden aufgegeben! Dreigestirne werden „verheizt“ und brennen aus! Närrinen und Narren bleiben fern, wenn ihnen nicht zugetraut wird, Büttenreden zu übernehmen und sich in den Elferräten zu beteiligen! 

Wir fordern:
Prinz, Bauer, Jungfrau und Kardinal müssen den Narren und Närrinnen dienen – nicht umgekehrt!
Neben der Prinzenproklamation eine jährliche Kardinalsproklamation! 
Und wir gehen noch weiter: Die Kirche braucht auch verheiratete Jungfrauen und Frauen als Junggesellen im närrischen Amt!
 
Närrische Gewissensfreiheit:
Der Respekt vor dem närrischen Gewissen bedeutet, Vertrauen in die Entscheidungs- und Verantwortungsfähigkeit der Närrinnen und Narren zu setzen.

Wir sagen: 
Schluss mit der Bevormundung! 
Wie kann es sein, dass Prinz, Bauer und Jungfrau unter der Leitung eines ausgewiesenen Preußen, von dem doch jeder weiß, welche Spaßbremse er ist in einem Flugzeug nach Rom verschleppt werden! Wir alle haben diese furchtbar unwürdigen Fernsehbilder noch in Erinnerung! Ein heulender Prinz! Damit muss Schluss ein!
Mit der Freiheit des Narrengewissens ernst zu machen, betrifft besonders den Bereich persönlicher Narrenentscheidungen und individueller Narrenformen. Die närrische Hochschätzung der Ehe und der ehelosen Lebensform steht außer Frage. Aber sie gebietet nicht, Menschen auszuschließen, die „Am Aschermittwoch ist alles vorbei! Die Schwüre und Treue, sie brechen entzwei!“ verantwortlich singen!

Närrische Versöhnung:
Solidarität mit Frohsinnsverächtern setzt voraus, die Traurigkeit in den eigenen Reihen ernst zu nehmen. Selbstgerechter Frohsinn steht uns nicht gut an! Wir können nicht Versöhnung mit Protestanten, Düsseldorfern, Westfalen, ja, Preußen predigen, ohne selbst in unserem Handeln die Voraussetzung zur Versöhnung mit denen zu schaffen, die protestantischer, westfälischer, düsseldorferischer, ja, preußischer Gesinnung sind!

Wir fordern:
Frohsinn ohne rigorose Moral – wenigstens bis Aschermittwoch! Kein Frohsinn ohne Barmherzigkeit! Frohsinn ist auch bei anderen närrischen Gemeinschaften wie Protestanten, Düsseldorfern und Westfalen zumindest anfanghaft enthalten! Ja, selbst bei Preußen nicht gänzlich auszuschließen!

Närrischer Sitzungskarneval:
Der Karneval lebt von der aktiven Teilnahme aller Närrinen und Narren.

Wir fordern:
Der Karneval darf nicht in Traditionalismus erstarren! Ein bergischer Jung reicht!
Karneval nicht nur in lateinischer Sprache! Der Elferrat darf sich nicht mit dem Rücken zum Volk betrinken!

Der begonnene Sitzungskarneval kann zu befreiendem Lachen und Schenkeklopfern führen. Aber nur, wenn alle Närrinnen und Narren, insbesondere das bischöfliche Festkommittee bereit sind, die drängenden Fragen endlich anzugehen! Es gilt, in der freien und fairen Büttenrede nach Lösungen zu suchen, die den Karneval aus seiner lähmenden Selbstbeschäftigung herausführen! Der Session darf keine Ruhe folgen! In der kommenden Fastenzeit führt das nur zwangsläufig zur Grabesruhe des Karsamstags! Angst war noch nie ein guter Ratgeber in Zeiten der Krise. Närrinnen und Narren sind dazu aufgefordert, mit Mut in die Zukunft zu blicken. Sie sollen am Rosenmontag gut biblisch wie Petrus über die Kamellen gehen. Und Jesus wird sie vom Prinzenwagen aus fragen:


„Warum habt ihr so viel Angst? Ist euer Frohsinn so klein?“

2 Kommentare:

  1. In Wetzlar ist das Memorandum bereits umgesetzt:

    Sehen Sie die "Bischöfinnenkonferenz" auf youtube.

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  2. Wieder einer derjenigen, die meinen, alles besser zu wissen und dabei doch erstmal richtig Deutsch lernen sollten.

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