Donnerstag, 9. Dezember 2010

Glauben macht den Unterschied I - Gottes Ebenbild

Ich habe lange nicht mehr ein so anregendes Buch gelesen wie dieses: "Glauben macht den Unterschied" von Thomas Ruster. Es fühlt sich teilweise unglaublich altmodisch an, aber Ruster nennt es lieber eine "nötige Portion Unbeirrbarkeit". Wertkonservatismus würde man es vielleicht in der Politik nennen. Ruster setzt darauf, dass der Glaube es mit einer Wirklichkeit zu tun hat, die für den, der sie einmal begriffen habe, den Lauf und die Normalität der Welt reichlich fragwürig und kurios erscheinen lässt. Kapitalismus und Fleischkonsum, ja sogar die Duldung eines Phänomens wie Autoverkehr erscheinen in diesem Licht geradezu absurd. Mich regt die Lektüre gerade sehr an, und daher kommen an dieser Stelle in den nächsten Tagen ein paar Auszüge.

"Was heißt "Ebenbild Gottes"? In einer gewissen menschlichen Selbstüberschätzung hat man oft gemeint, die Ebenbildlichkeit läge in der Vernunftbegabung des Menschen. Aber nun, da wir wissen, dass die menschliche Vernunft nur ein besonders raffiniertes Instrument der Selbsterhaltung ist, (...) muss man Zweifel an dieser Auffassung bekommen. (...) Die Leute gucken, was die anderen machen, und dann machen sie es auch. Das nennt man dann vernünftiges Handeln. Wozu aber diese Art von Vernunft führt, sagt der biblische Bericht (vom Sündenfall) auch: Mühsal des Daseins, Schmerzen, Feindschaft zwischen Mensch und Tier, Abhängigkeit vom eigenen Verlangen und daraus folgend Abhängigkeitsverhältnisse; kurz gesagt kapitalistische Verhältnisse, wie sie in Gen 3,15-19 exakt vorausgesagt werden.

Diese Art von Vernunft ist jedenfalls nicht gottebenbildlich, sondern gottwidrig. Gott entsprechend und nach seinem Bilde ist dagegen die Einstimmung in die göttliche Bewegung, die die Schöpfung hervorgebracht hat: die Bereitschaft, anderes gelten und bestehen zu lassen, die Selbstrücknahme zugunsten anderer oder eben: ein Leben nach dem göttlichen Maß und Gesetz." (S. 41ff.)

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