Freitag, 10. Dezember 2010

Glaube macht der Unterschied III - Gottes Allmacht und der Mensch

Gottes Allmacht besteht nach Ruster wohl darin, dass Gott dadurch andere (also die Menschen) ermächtigt, sich nicht mit dem abzufinden, was erst einmal gilt (zum Beispiel ausbeuterisches Wirtschaftssystem, ökologische Katastrophe etc.). Gott ist eben nur deswegen allmächtig, weil er die Menschen ermächtigt, nach seinem Gesetz zu handeln. Gottes Gesetz besteht aber nach Ruster darin, ihm gerecht zu werden, oder anders gesagt: zu lieben. Allmacht Gottes bedeutet also so etwas wie Teilhabe der Menschen an ihr, woraus aber die Verantwortung erwächst, eine Haltung zur Welt zu finden.

"Macht erzeugt Gegenmacht. Würde Gott eine solche Art von Macht haben, dann würde er menschliche oder satanische Gegenmächte auf den Plan rufen, und die Weltgeschichte wäre nichts anderes als ein einziger Kampf gegen die Macht Gottes. (...)
Die Allmacht, die Gott hat ist anderer Art. Und dennoch ist es wirkliche Macht. Es ist Macht, die andere mächtig macht - und damit dem Spiel von Macht und Gegenmacht entgeht; die andere in die Lage versetzt, noch etwas zu machen, wo nach menschlichen Ermessen nichts mehr zu machen ist. Macht kommt von machen. Der hat Macht, der etwas machen kann. Ohnmacht ist, wenn man nichts mehr machen kann. (...) Gott hat Macht, indem er andere ermächtigt, etwas zu machen. (...) Offenbar gibt es keine stärkere Kraft als die, die aus der Erfüllung des Willens und Auftrags Gottes erwächst. Durch Menschen, die seinen Willen erfüllen, regiert Gott die Welt. (...)
Der jüdische Philosoph Steven Schwarzschild hat einmal einen etwas seltsamen Namen für Gott gefunden. Er nennt ihn "the ought", vom englischen Sollen, wie in "you ought to do". Gott steht für das, was noch nicht ist, aber sein soll. Er ist allem Tatsächlichen voraus. Keine Tatsache ist vor ihm sicher, kein Sachzwang kann ihn bremsen, denn es gibt noch etwas, das sein soll. Das ist seine Allmacht. (...) Wer an Gott glaubt, weiß, dass immer noch etwas zu tun bleibt, und er weiß auch, was: nämlich Gottes Gebot zu erfüllen. Gottes (...) göttliche Macht ist eine solche, die andere ermächtigt, sich nicht mit der macht des Faktischen abzufinden. So ist, wer sich an den allmächtigen Gott hält, nie machtlos." (S. 52ff.)

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