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Mittwoch, 9. Oktober 2024

Nur als Stempel spüre ich mich noch

Kirche im Modus des Stempelns: Eine Kirche, die die überschäumende Zuwendung Gottes in der Welt nicht mehr darstellen kann oder will - mit anderen Worten: nicht sakramental greifbar macht - ist vor allem eins: unglaubwürdig. 

Von Peter Otten

Gestern schickte mir eine bestürzte Mutter den Anmeldezettel zur Erstkommunion ihres Kindes in einer westdeutschen Gemeinde. Am Schluss des Dokuments unterschreibt sie, dass sie über die "verbindlichen Elemente der Erstkommunion informiert worden" sei. Insbesondere auf die Teilnahme an den Messfeiern und Wortgottesdiensten sei hingewiesen worden. "Die Erinnerungen an die Gottesdienste werden in einem Stempelheft der Kinder gesammelt. Darüber hinaus ist uns bewusst, dass nur dann eine ausreichende Vorbereitung auf die Erstkommunion erfolgt ist, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind." Beim Lesen kam mir für einen Moment mit einer Spur Ironie in den Sinn, es könne nur wirklich kein Zufall sein, dass ich gerade vor wenigen Minuten einen Kaufvertrag für einen neuen Geschirrspüler unterschrieben hatte.

Aber mich macht ihre Schilderung in erster Linie traurig. Ich habe auf der Homepage der Gemeinde nachgesehen und vermute, dass die KollegInnen dort krass unterbesetzt sind. Vielleicht ist das ein Grund für dieses Vorgehen. Vielleicht haben sie dort keine andere Idee. Es gebe keine Kindergruppen, so die Mutter, die Eltern bekämen Material ausgehändigt, mit dem sie wöchentlich ihre Kinder zu Hause selbst vorbereiten sollen. Gruppen seien möglich, müssten aber von den Eltern selbst organisiert werden. Empfohlen seien 45 Minuten pro Woche. Gemeinsam erlebten die Kinder lediglich die Gottesdienste.

Die Mutter beschrieb mir ihr Unbehagen. Sie finde, das Konzept umd der Umgang mit ihr sei wenig einladend. Sie habe das Gefühl von Geringschätzung, weil die Pfarrei vielleicht denke, sie und andere gingen eh nicht zum Gottesdienst, warum sollten sich die Verantwortlichen Mühe geben.

Besonders traurig macht mich der Gedanke, dass Erinnerungen an die Gottesdienste in einem Stempelheft gesammelt werden. Man stelle sich vor, Jesus hätte beim letzten Abendmahl kein Brot gebrochen, sondern Erinnerungsstempel verteilt. "Sooft ihr eure Hefte stempelt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt." Völlig absurd.
Sind Erinnerungen nicht das komplette Gegenteil von Stempel, nämlich lebendige Erzählungen, Geschichten? Erinnerungen sind doch Beziehungsgeschehen, Abenteuer, Expeditionen. Hat es nicht genau deswegen in der analogen Zeit mal Fotoalben gegeben? Und ist die Bibel nicht genau deswegen vor allem ein Erinnerungsbuch? Weil die Menschen gemerkt haben, die Beziehungsgeschichten der Menschen mit Gott sind unter anderem deswegen so wertvoll und aufregend, weil sie im Weitererzählen sogar für die Menschen lebendig und bedeutsam werden, die sie Generationen später vorgelesen und erzählt bekommen? Also in diesem Fall für die kleinen Menschen in der Gemeinde irgendwo in Westdeutschland? Ist das Christentum nicht Beziehungs- und Erzählreligion und liegt darin nicht auch ihr großer Charme?

Und im Erinnerungsgeschehen der Eucharistie verdichten sich doch alle heilmachenden Beziehungsgeschichten Jesu zu einer handfesten, bleibenden Erinnung. Diese aufregende Hermeneutik wird doch durch ein Stempelhermeneutik plattgemacht. Wie eine Fliege durch eine Fliegenklatsche.

Bedrückend und traurig ist auch ein weiterer Gedanke. Während die Familien mit dem Material und den anempfohlenen 45 Minuten wöchentlicher Vorbereitungszeit weitgehend sich selbst überlassen bleiben scheint ein gefülltes Stempelheft eine zwingende Bedingung für eine ausreichende Vorbereitung auf die Erstkommunion zu sein. Das Beziehungsgeschehen in den Familien? Um es mit dem Wendler zu sagen: "Egal." Die Erzähl- und Beziehungswelt der Menschen spielt in der Katechese offenbar keine Rolle. Die Kirche erscheint im Gewand eines Einwohnermeldeamtes: Ein strenges Gegenüber, sachlich, wenig empathisch und noch dazu gestresst und unterbesetzt. Und vor allem machtbewusst im Gewand von amtlicher Beurkundung. Wie und vor allem: warum um Himmels Willen sollten Menschen diese Erfahrungen als bleibend bedeutsam und gar heilsam für ihr Leben und das ihrer Kinder erleben? Früher gab es vielleicht noch das Autoritätsargument. Aber das war auch früher schon Quatsch. Weil Autorität aus reinem Machtbewusstsein und handfeste Zuwendung Gottes einander immer schon ausgeschlossen hat. Autorität hat man nicht. Sie wird vom Gegenüber verliehen. Der Stempel ist kein Ausdruck von Autorität. Er ist bestenfalls so etwas wie die letzte Patrone.

Hat nicht beides miteiander zu tun? Geschieht Kommunion nicht vor allem draußen in der Welt, wo Menschen in den alltäglichen Herausforderungen miteinander das von Gott teilen, was sie als heilsam erfahren? Muss nicht gerade die Verbindung gelingen: Gemeinschaft mit Gott und untereindander in der Eucharistie einerseits, die sich andererseits in den alltäglichen Herausforderungen der Menschen spiegelt, heilsam lebendig wird? Und umgekehrt: Erfahrungen von heilsamen Kommunionserfahrungen in der Welt, die in der Eucharistie erinnert, bedacht, gefeiert werden? Ist nicht genau das Vergegenwärtigung Jesu?

Vielleicht ist die Anmutung der geschilderten Erstkommunionkatechese ein Ausdruck dessen, was Paul Zulehner jetzt eine "kräfteraubende, ja geradezu lähmende Kirchendepression" genannt hat. Jammern über die eigene Bedeutungslosigkeit, wobei ich manchmal den Verdacht habe, wir spüren sie selbst nicht mehr. Nur noch ein Stempel gibt vermeintliche gefährliche Gewissheit. Kirche im Modus des Stempelns. Die eigentlichen Nihilsten sind wohl oftmals wir selbst. Weil wir nur noch amtlich beurkunden, worauf wir selbst nicht mehr vertrauen. Eine Kirche, die davon überzeugt ist, dass Gott in sich Beziehung ist sollte Menschen doch nicht mit Stempelheften und kopierten Blättern allein lassen.

Sakramentenkatechese kann doch nur gelingen, wenn sie Beziehungsgeschehen ist. Wenn die Kirche gastfreundlich ist und neugierig auf Menschen. Die Kirche muss Menschen mögen, wenn sie davon überzeugt ist, dass Gott die Menschen mag. Sie muss neugierig auf ihre Geschichten bleiben, in denen Menschen ihr Brot teilen, wenn sie davon überzeugt ist, dass der Satz "Gott ist ein Freund des Lebens" keine zu Tode zitierte Sprechblase ist. Eine Kirche, die die überschäumende Zuwendung Gottes in der Welt nicht mehr darstellen kann oder will - mit anderen Worten: nicht sakramental greifbar macht - ist vor allem eins: unglaubwürdig. Und unnötig. Keine Frage: es braucht neue kreative Wege und Ideen angesichts schwindender Resourcen. Die gibt es ja auch, Gott sei Dank. Die Sakramentalität jedoch einfach gedankenlos, deprimiert, ermüdet oder sogar mutwillig fahren zu lassen ist doch keine  Option. Die Unterschrift unter den Kirchenaustritt ist doch sonst der nächste folgerichtige Schritt.


 

12 Kommentare:

  1. Viel Text, müde Augen, aber sehr wichtig! Was waren das noch Zeiten, als eine Gemeindereferentin, und davon gibt es doch auch heute noch genug (?), Erstkommunionkinder und (!) – zumindest teilweise – deren Eltern für den Kirchenbesuch begeistern konnte! Ich kenne eine pensionierte Gemeindereferentin, die hätte auch mit einem Stempelheft etwas anfangen können, aber sicher nicht, dass jeder Mussgottesdienstbesuch abgestempelt worden wäre. Peter Otten beschreibt passend, was alles verloren gegangen ist und wie sich eine Mutter fühlt, die mit dem Stempelheft ihres Kindes so ihre Schwierigkeiten hat.

    Die frohe Botschaft ist immer noch da! Warum können die Hauptamtlichen nicht über diese reden? Fehlt ihnen selbst der Glaube? Dann sollten sie am besten schnellstens den Beruf wechseln! Wer hat die neuen christlichen Lieder für Kinder und Jugendliche der 1970-er Jahre versteckt? „Einer hat uns angesteckt…“ usw. Wie kann man Eltern, die – aus welchen Gründen auch immer – zumindest noch die Erstkommunion ihre Kinder feiern wollen, nur noch mit Stempelheft und Do-it-yourself- Katechese ausstatten? Und wer den Stempel hat, hat die Macht? Worüber denn? Abgestempelt! Welch ein Gefühl!

    Herbert Mevissen

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  2. Ich rufe alle Kolleg*innen auf, solche Stempelhefte komplett durchzustempeln... bevor jemand an einem Gottesdienst teilzunehmen plant !

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  3. Solche geist-losen Formen der Sakramenten(NICHT)Katechese gab es auch schon zu personell besseren Zeiten. Ich erinnere mich an die Firmvorbereitung in einer katholischen Klosterschule im Rahmen des Religionsunterrichts Anfang der 1970iger Jahre. Die ersten Religionsstunden wurden damit verbracht 90 Fragen samt der Antworten ins Religionsheft zu schreiben. Die waren auswendig zu lernen. Hier einige Beispiele:
    - Was ist ein Prophet: Ein Prophet ist ein Sprecher Gottes.
    - Was ist ein Sakrament: Ein Sakrament ist ein Heilszeichen Gottes.
    - Nenne die sieben Sakramente der katholischen Kirche ...
    - Wie heißen die 10 Gebote ...
    Die erste Viertelstunde bestand jeweils darin, daß mehrere Schüler abgefragt wurden und die anderen sich langweilten.
    Die restliche halbe Stunde wurden dann moderne geistliche Lieder zur Gitarre gesungen.

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  4. Die Kritik sollte an Rom und die Führungsriege mit echter Personalverantwortung gehen. Systemisch wurde das Personal dezimiert und überaltert und das alles mit dem heiligen Geist begründet. Wer sich jetzt über die Auswirkungen aufregt, tut dies an der falschen Stelle. Stempelheft oder nicht, wird die Erlösung Christi nicht vermitteln. Wer sich mit den relevanten Themen dazu beschäftigen will, dem empfehle ich das Buch auflösung von Valentin dessoy oder Literatur von Jan Lohfeld. Die bringen es umfassend auf den Punkt. Alle anderen Diskussionen sind der Mühe nicht wert.

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    1. Loffeld habe ich gelesen. Mit großer Zustimmung. Ich glaube, wir haben gar keinen Dissens. Ich denke halt manchmal, die Leitungen der Kirche vertrauen nicht mehr dem, was sie verkündigen. Zum Beispiel, dass in den Sakramenten Gottes Zuneigung ohne Bedingungen greifbar wird. Und wenn das so ist sollte das doch dazu motivieren, diese Erfahrung mit den Menschen zu teilen. Wenn es doch so ist, dass diese Erfahrung das Leben der Menschen trägt, bereichert, verwandelt. Und Ämter- und Geschlechtergrenzen sollten doch dem nicht entgegen stehen. Die Hauptamtlichen werden weniger, und auf einmal gibt es die Kirche der Taufbewegten und der Ehrenamtlichen. Und die soll es richten. Das funktioniert aber in der komplizierten Welt nicht so einfach. Insofern volle Zustimmung. Ich höre halt oft, dass Eltern sich zunehmend mit der Vorbereitung auf die Erstkommunion allein gelassen fühlen. Wähernd in die Feier der (Weg-) Gottesdienste viele Resourcen gesteckt werden. Und ich empfinde darin eine Unwucht - auch theologisch. Was nützt die Behauptung im Gottesdienst, dass in der Eucharistie Gemeinschaft mit Gott und den Mensch gefeiert wird, wenn die Menschen dies in ihrem Alltag nicht entdecken?

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  5. Welche Alternative schlagt ihr vor? Es gab diese Unterschriftssammlungen schon zur Zeit der Erstkommunion meiner Kinder. Ich hatte damals überlegt, zu boykottieren, aber meinen Kindern war es wichtig. Wie führen wir die Kinder in der Gemeinde und in der Familie und in der Schule in den Glauben? Kritisiert und geschimpft ist leicht. Besser gemacht ist schwer. Und Nachhaltigkeit? Ich glaube, dass der Heilige Geist auch beim Stempeln nicht verhindert werden kann. "Die Kirche muss Menschen mögen, wenn sie davon überzeugt ist, dass Gott die Menschen mag." Wer ist die Kirche? Ich. Ich muss Menschen mögen. Ich muss dann auch die Verantwortlichen der Kirche mögen und Ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Wenn mir das Stempelheft nicht passt, sollte ich mich vielleicht nicht an anderer Stelle darüber beschweren, sondern mit den Verantwortlichen reden: Ich fühle mich von dir gering geschätzt und allein gelassen. Vielleicht ist es ja gerade Ausdruck von Wertschätzung, dass die Verantwortlichen es mir zutrauen, mein Kind mit Hilfe von Kopien vorzubereiten auf die Kommunion. Beziehungsgeschehen in der Familie zu initiieren. Sprechen und vor allem denken wir doch gut voneinander. Und suchen wir neue Wege, ja, aber miteinander und nicht gegeneinander.

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    1. Es tut mir leid, dass du dich von mir und meinen Gedanken gering geschätzt fühlst. Das war ganz und gar nicht meine Absicht. Und ich sage keinesfalls, dass sich Familien nicht gemeinsam auf die Kommunion daheim vorbereiten können. Du hast das bestimmt super gemacht. Und andere auch. Mir sagen nicht wenige Menschen, dass sie sich als Eltern von der Kirche missachtet fühlen. Und ich höre sehr schnell, das Verantwortliche sagen: Für die Erstkommunionvorbereitung haben wir keine Zeit mehr. Natürlich werden die Resourcen weniger, und sicher muss man Dinge weglassen. Ich finde aber, die Vorbereitung auf die Erstkommunion ist eine Riesenchance, Familien mit einem Gottesbild in Berührung zu bringen, das viele Menschen überrascht: Gott ist auf deiner Seite, und zwar immer und bedingungslos. Und ich finde, das müssen die Menschen spüren können: in den Gottesdiensten, aber auch in den Gemeinsschaftserfahrungen im Alltag. In dem beschriebenen Fall hatte die Mutter genau dieses Gefühl nicht. Verlangt wurde der Gottesdienstbesuch und seine Dokumentation, die Vorbereitung zu Hause war auch irgendwie wichtig, aber sie fühlte sich vollkommen allein gelassen. Und das empfinde ich als eine Unwucht. Ich glaube, dass die Vorbereitung durch die Eltern daheim gelingen kann. Du erzählst ja genau das. Aber dann meine ich, dass die Eltern angeleitet und begleitet werden müssen, dass die Verantwortlichen in den Gemeinden mit den Eltern zusammen diese neue Art der Vorbereitung ausprobieren, gestalten und reflektieren müssen. Sonst wird im Sakrament etwas behauptet, was sich mit der Erfahrungswelt der Menschen nicht deckt.

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  6. Es ist sicher sinnvoll, richtig und gut, dass und wenn sich die Eltern deutlich intensiver mit der Erstkommunionvorbereitung beschäftigen als nur die richtige Gaststätte und das passende Menu auszusuchen plus (für das Kind wie auch für sich selbst) die ausdrucksvollste Garderobe für den Festtag zu finden. Das Interesse der Eltern an der "inhaltlichen", geistigen, geistlichen Seite der Kommunionvorbereitung ist dabei allerdings weithin sehr überschaubar. Es ist sehr wert zu schätzen, wenn sich Eltern (oder auch andere Mitglieder der Gemeinde ...) dabei engagieren, (ihren) Kindern in diesem Rahmen eine "Einführung ins Christsein" zu vermitteln.
    Für die Kinder gehört aber (m.E.) auch wesentlich dazu, das Erlebnis der Gemeinschaft in einer Vorbereitungsgruppe wie auch im Gottesdienst zu haben. Dazu gehört AUCH der Besuch der Gottesdienste (nebenbei: nicht nur der Gottesdienst-Besuch durch die Kinder...). Der fortgesetzte Besuch des Gottesdienstes kann (und sollte) ja auch zu einer gewissen Vertrautheit mit der Feier führen.
    "Ganz früher" (also vor etwa 60 oder 70 Jahren) gab es teilweise den Brauch, dass für jedes Kommunionkind in den Kirchenbänken ein fester Platz reserviert war, der auch mit einem Namensschildchen gekennzeichnet wurde. Die Schildchen wurden dann eingesammelt – getrennt nach anwesenden und nicht anwesenden Kindern und in einem Heft dann im Pfarramt der Gottesdienstbesuch protokolliert mit "+" und "-" (über viele Jahrgänge hinweg ...) Und im Religions-Unterricht während der darauf folgenden Woche gabe es dann ggf. entsprechende "Nachfragen und Hinweise". Das war damals zumindest in ländlichen, sehr überschaubaren Gemeinden zumindest noch "durchführbar". DAMALS hatte das zusammen mit dem "sozialen Druck" sicher auch seine Erfolgs-Chancen... Allerdings waren das damals dann auch diejenigen Kinder, in deren Erwachsenenalter vieles zusammenbrach ... Zumindest eine zeitliche Koinzidenz ...
    In einer Zeit, bei der man wohl bei einer erheblichen Zahl von Kindern von einer "Erst- und Letztkommunion" sprechen muss, sollte man den Akzent auf den Gottesdienstbesuch als Element (!) der Vorbereitung dennoch nicht vernachlässigen. Was nicht heißt, dass das Kind (und seine Eltern bzw. seine Mutter oder sein Vater) jeden Sonntag den Gottesdienst in der Wohnort-Gemeinde oder der Gemeinde, in der die Vorbereitung stattfindet, besuchen muss. Gerade in der Zeit der Patchwork-Familien haben viele Kinder abwechselnd einen "Papa-Sonntag" und einen "Mama-Sonntag", die sie jeweils in ganz anderen Gemeinden verbringen. Da kann der "Stempel" oder die Unterschrift durchaus eine sinnvolle Möglichkeit sein, dass das Kind zeigen kann, dass es sehr wohl einen Gottesdienst besucht hat, wenn auch nicht in seiner "Stammgemeinde".

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    1. Ich mache in meiner Vorbereitung andere Erfahrungen. Natürlich kommen die Familien nach der Erstkommunion nicht mehr jeden Sonntag zum Gottesdienst. Alle Eltern bekommen von mir seit der Erstkommunion jeden Freitag eine Mail, in der ich zum Gottesdienst einlade und das Evangelium und meine Gedanken schon mal ein bisschen antexte. Inzwischen sind das rund 500 Eltern. Treffe ich sie (manche nach Jahren) wieder, sagen sie: "Sorry, dass wir nicht mehr so oft kommen. Aber deine Mails sind toll. Die lese ich immer." Sie kommen halt nach einem Takt, der zu ihnen passt. Und dennoch haben sie jedes Wochenende durch meine Mails eine kurze Katechese. Wir müssen Kommunion - Verbindung anders denken lernen. Und: Ich hab ja gar nichts gegen Stempel. Ich finde es aber falsch, durch die Stempel Druck auszuüben. Im Sakrament zeigt sich die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen ohne Bedingungen. Und im Fall der Frau, die mit mir lange gesprochen hat hatte ich genau diesen Eindruck. Und den finde ich fatal.

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  7. In unserem (Erzbistum Köln) bekommen wir Eltern noch nicht einmal Handreichungen um unsere Kinder vorzubereiten. Mein Sohn (23 von 40 Stempeln) weiß noch nicht so richtig was Kommunion bedeutet. Ich kann es ihm auch nicht vermitteln. Gemeinsame Angebote für Kinder finden vor dem Gottesdienst am Sonntag statt. Ein Thema war "Küchenmusik". Eine Gruppe macht BUMM, die andere BUMM-BUMM.. Da fühlt man sich etwas "Hops" genommen...

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  8. Ja, auch im Bistum Aachen, in der westlichsten Gemeinde, wird das "Stempeln" praktiziert. Hierdurch bildet sich viel "Frust" und vielfach Unverständnis bei den Eltern. Das "Stempeln" führt zwar dazu, dass die Kinder mit oder ohne Eltern in die Kindermesse gehen, doch der "gestaute Frust" hindert daran, dass die Eltern, nach der Erstkommunion, mit ihren Kindern weiterhin zur Heiligen Messe gehen.
    Vor wenigen Jahren noch, setzten Katecheten auf Kommunikation und Dialog mit den Eltern. Da wurden gewisse Notwendigkeiten den Eltern zu Beginn der Kommunion-Vorbereitungszeit erklärt. Vielfach wird heute nicht mehr so tiefgehend mit den Eltern zuvor gesprochen. Hier wird vielfach seitens der Priester oder der Katecheten, ein Konzept erstellt, dass dazu dient, so viel wie möglich an Anzahl der Kinder in den Gottesdiensten zu versammeln. So wird das "Stempeln" auch als Druck - oder Lockmittel gesehen. Das mag auch daran liegen, dass die Kirchengemeinden immer größer werden, also die pastorale Räume ( Synodaler Weg ) nicht mehr regelmäßige Messfeiern in allen Orten anbieten, oder nicht genügend Priester oder Katecheten zur Verfügung stehen.
    Der Herr hat selbst immer den Willen des Menschen respektiert und die Jünger sind ihm freien Willens in den Abendmahlsahl gefolgt und haben mit Jesus, Mahl gehalten. Der Herr, hat keine Teilnahmebedingungen ausgesprochen, oder Stempel verteilt, sondern den Menschen ins Herz gesprochen. Bitten wir um die Kraft des Heiligen Geistes und schließen wir alle Priester, Katecheten, Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen und Eltern in unsere Gebete mit ein, damit sie und wir alle auf die Gottesstimme hören und die Weisung des Heiligen Geistes folgen. Folgen wir auch der Gottesmutter Maria und dem Heiligen Joseph, denn sie haben ihrem Kind von Gott erzählt, ihn mit in den Tempel genommen, ihn auf die Gottesbegenung vorbereitet.

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