„Vertrauen in die Demokratie stärken!“ Das wollen die Deutschen Bischöfe mit einem gemeinsamen Papier der EKD. Dabei finden sie Demokratie für sich gar nicht so wichtig. Keine gute Nachricht für die Demokratiebewegungen.
Von Norbert Bauer
Die englischen Parlamentarier haben es gerade so verhindern können, dass Boris Johnson am Unterhaus vorbei den Brexit umsetzt. Seit Monaten gehen in Hongkong immer wieder hunderttausende Menschen auf die Straße. Sie protestieren für mehr Demokratie. In Moskau sitzt der Student Jegor Schukow im Gefängnis. Er hatte sich an Demonstrationen für mehr Demokratie beteiligt. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Überall auf der Welt kämpfen Menschen um Freiheit und Demokratie. So unterschiedlich die Bewegungen jeweils sind, eins haben sie gemeinsam. Auf die glaubwürdige Unterstützung der katholischen Kirche können sie nicht hoffen, denn Wortmeldungen katholischer Würdenträger haben mal wieder gezeigt: von Demokratie hält diese Kirche nicht viel. Papst Franziskus, selbst in geheimer Wahl ins Amt gekommen, stellt fest, dass eine „Synode kein Parlament“ ist. Der emeritierte Dogmatikprofessor Menke weiß, dass „die Kirche nie Demokratie werden kann“. Und Marc Kardinal Quellet meint die deutschen Bischöfe darauf hinweisen zu müssen, dass die „Kirche nicht demokratisch strukturiert ist“ und „keine Entscheidungen nach Mehrheit der Gläubigen getroffen werden können.“ Neu ist das alles nicht. Wer schon mal den CIC in der Hand gehabt hat, wird wissen, dass die katholische Kirche sich nicht als Versuchslabor für Demokratie versteht.
Trotzdem frage ich mich, ob die Würdenträger sich darüber im Klaren sind, was sie mit ihren „Demokratie – Ohne Uns“ Zwischenrufen auslösen. Wie überzeugend sind die deutschen Bischöfe, die anlässlich von 70 Jahre Grundgesetz in dem „Gemeinsamen Wort“ mit der EKD „Vertrauen in die Demokratie stärken“ alarmiert feststellen:„Autoritäres Denken, so scheint es, ist auf dem Vormarsch.“(5) Dabei hat doch, so die Bischöfe, die „freiheitliche Demokratie sich im Hinblick auf das Zusammenleben in dieser Welt sowohl theoretisch als auch praktisch als die bestmögliche – weil unter anderem lern- und vor allem kritikfähige – politische Ordnung erwiesen.“ (6) Demokratie ist gut - für die anderen.
Wie glaubhaft könnte die weltweit präsente katholische Kirche an der Seite von Freiheitskämpferinnen und Demokratieaktivisten auftreten, wenn sie selbst das praktizieren würde, was sie anderen empfiehlt? So lange sie aber selbst demokratische Verfahren für sich als obsolet betrachtet, suggeriert sie, dass Parlamente nicht mehr sind als „Quasselbuden“ und liefert damit den Putins dieser Welt beste Argumente, demokratische Errungenschaften zu verachten.
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