Weihnachten ist ein Fest über den Resonanzraum der Liebe. Wie schön wäre das, wenn ich jemandem glauben könnte: „Kein Zweifel in meinem Herzen, wohin du gehörst“
In der Schule waren wir gut im Schreiben von Liebesbriefen. Zumindest dachten wir das. Wir haben uns Extra-Briefpapier besorgt. Recyclingpapier, grau, mit aufwendig gestalteten Briefköpfen unserer Zeit: geschwungenen Blumen, hingetupften Landschaften, Janosch-Tigerenten. Türkisfarbene Tinte war damals en vogue. Dann fühlten wir uns als Poeten. Warum auch nicht? Wenn wir, den Stift im Mund versonnen aus dem Fenster schauten, den Blick auf den bedauernswerten zerzausten Birnbaum im Garten geheftet, über uns die strengen Herbstwolken.
Sicher haben wir das, was ihr zu sagen war nicht genauso formuliert wie Bob Dylan. Das Problem bei Liebesbriefen war ja, dass wir die Werke, nachdem wir sie handschriftlich verfasst hatten zur Post gebracht haben. Dann waren sie weg, unwiderruflich, und was wir geschrieben hatten hatten wir geschrieben. Kontrollieren, ändern – zwecklos. Ein Liebesbrief war stets eine Investition ins Ungewisse.
Wir mussten feststellen, dass die Liebe auch danebengehen kann. Was sollten wir machen, wenn das eigene Werben und Schwärmen bei ihr Stirnrunzeln oder schlimmer noch: peinliches Kopfschütteln, Augenbrauenheben oder – ganz fatal – ignorantes Schweigen hervorrief. Das war überhaupt das Schlimmste. Peinlich genau beobachteten wir ihre Reaktion, tagelang. Aber nichts. Rien. Nothing. Nicht schön auch: das klärende Gespräch („du bist ja ein ganz Netter“, „ich sitze wirklich gern mit dir in Englisch, aber…“, „ich glaube, du hast da ganz fürchterlich etwas missverstanden“, „ich kann mit niemandem so gut reden wie mit dir“, „du bist ein echt toller Freund“). Wir lächelten tapfer und sahen, wie sie unserem Blick auswich, und wir merkten, wie alle Kraft aus unserem Körper entwich wie bei einer defekten Luftmatratze. Wo war jetzt bloß der Birnbaum, hinter dem wir uns hätten verstecken können?
Dieser Liebesbrief von Bob Dylan ist für seine Verhältnisse von bemerkenswert klarer unversponnener, vollkommen unironischer ernsthafter Struktur. Sechs überwiegend gleich konstruierte Strophen, treffliche Metaphern, die für Dylans Verhältnisse sogar sehr nah am Kitsch entlang formuliert sind (Regen im Gesicht, Tränen trocknen, Stürme über tosendem Meer). Dylans gewohnt krächzige Stimme und der traurig melancholische Moll-Sound verhindern allerdings ein Abgleiten ins Schlagereske. Jahre hatte Dylan geschwiegen, bis er 1997, also vor zwanzig Jahren mit dem Album „Time Out Of Mind“ ein vielbeachtetes Comeback feierte. „Time Out Of Mind“ – Gibert Haefs übersetzt das mit „Undenkliche Zeit“ – man könnte auch „Verdrängte Zeit“ übersetzen. Make You Feel My Love – Dass du meine Liebe spürst – hat eigentlich einen sehr aktiven swag: Man könnte auch übersetzen: Ich mache dich meine Liebe spüren. Und dann setzt Dylan mit dicken Strichen ins Bild, was er darunter versteht: Im Unwetter oder gegen alles Unverständnis der Welt eine Umarmung. Gegen einen Strom von Tränen ein Festhalten für alle Zeit. Nichts, was ich nicht täte. Ich ginge bis ans Ende der Welt für dich. Dass du meine Liebe spürst.
Doch Dylan bleibt im Konjunktiv. Ich könnte dir eine warme Umarmung bieten. Ich könnte dich halten. Seine Liebeserklärung ist ein Angebot, denn „Ich weiß, du hast dich noch nicht entschieden“. Seine Liebeserklärung hat nichts Übergriffiges, bleibt fast schon seltsam höflich im Ton, obwohl der Autor selbst keine Zweifel hat: „Ich wusste es seit dem Moment, da wir uns begegnet sind / Kein Zweifel in meinem Herzen, wohin du gehörst.“ Von ihr erfahren wir nichts, außer, dass es sich lohnt. „Nichts, was ich nicht täte / dass du meine Liebe spürst“. Ein bisschen stockt dem Leser allerdings der Atem bei der folgenden Zeile: „Ich würde hungern, mich schwarz und blau schlagen lassen / die Straße entlang kriechen“. Wie schnell die Liebe in Abhängigkeit und Selbsterniedrigung umschlagen kann. Auch diese Fratze der Liebe verschweigt Dylan keineswegs. Und auch das erleben Menschen ja in diesen Advents- und Weihnachtstagen, diese Fratze: Wenn das Fest Menschen unter Druck setzt: jetzt muss die Familie stimmen, jetzt müssen wir uns vertragen, jetzt haben wir Zeit füreinander zu haben. Oder wenn das Fest Menschen ohne Liebe ratlos in ihre Einsamkeit zurückwirft.
Weihnachten stellen Menschen diesen Resonanzraum in die Mitte: Make You Feel My Love. Ich mache dich meine Liebe spüren. Weihnachten ist wie ein Liebesbrief. Nicht nur gesagt, sondern in aller Tatsächlichkeit der konkreten Existenz. Insofern ist dies ein Lied über den Resonanzraum Liebe, den Menschen brauchen und nach dem sich Menschen sehnen, viele Menschen auch vergeblich. Dies ist ein Lied darüber, dass Menschen Liebe brauchen – nicht nur als hingesagtes Wort, sondern mit dem ganzen Sternenschweif der Tatsächlichkeit, den die Liebe hinter sich herzieht: Verlässlichkeit, Trost, Körperlichkeit und Fürsorge. Wie schön wäre das, wenn ich jemandem glauben könnte: „Ich wusste es seit dem Moment, da wir uns begegnet sind.“ Und wenn der andere mir glauben könnte: „Kein Zweifel in meinem Herzen, wohin du gehörst.“
Das Christentum muss reformiert werden. Die Welt wurde nicht von Gott „erschaffen“, sondern existiert von Natur aus (und seit ewig). Es gibt einen Bereich in der Natur, der dem Menschen (genauer: dem Ich-Bewusstsein) ewig verborgen ist.
AntwortenLöschenEin Mensch sollte seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Es ist wichtig, gesundheitsbewusst zu leben und sich unegoistisch zu verhalten. Es ist sinnvoll, die körperliche Leistungsfähigkeit zu vergrößern, diverse Herausforderungen zu meistern, die Natur zu schützen usw. Und dann sollte man sich morgens unmittelbar nach dem Aufwachen auf einen Wunsch konzentrieren und sich (nochmal) in den Schlaf sinken lassen. Durch Traumsteuerung (oder im halbwachen Zustand nach dem Aufwachen) kann man zu mystischen Erfahrungen und Wunderheilungen gelangen. Der Mensch (genauer: das Ich-Bewusstsein) kann mystische Erfahrungen nicht bewirken, sondern nur vorbereiten. Bestimmte Meditations- und Yoga-Techniken, Hypnose, Präkognition usw. sind gefährlich. Traumsteuerung ist auch ohne luzides Träumen (das u. U. gefährlich ist) möglich. Man sollte sich nur dann einen luziden Traum wünschen, wenn man durch Traumdeutung herausgefunden hat, dass man dafür die nötige Reife hat. Oder man kann sich vor dem Einschlafen wünschen, dass sich nur Dinge ereignen, für die man die nötige Reife hat. Es ist gefährlich, während eines luziden Traumes zu versuchen, den eigenen schlafenden Körper wahrzunehmen. Luzide Träume dürfen nicht durch externe Reize (Drogen, akustische Signale usw.) herbeigeführt werden. Man kann sich fragen, ob eine echte (nicht nur eine eingebildete) Zeitdehnung in Träumen möglich ist. Zudem, wie sich Schlaf-Erlebnisse von Tiefschlaf-Erlebnissen (und Nahtod-Erlebnissen usw.) unterscheiden. Die Bedeutung eines symbolischen Traumgeschehens kann individuell verschieden sein und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Es bedeutet eine Entheiligung der Natur, wenn Traumforscher die Hirnströme von Schlafenden messen. Die Wissenschaft darf nicht alles erforschen. Es ist z. B. gefährlich, wenn ein Mensch erforscht, ob er einen freien Willen hat. Es ist denkbar, dass ein Mensch gerade durch die Erforschung der Beschaffenheit des Willens seinen freien Willen verliert. Zudem besteht die Gefahr, dass ein Mensch verrückt wird, wenn er sich fragt (wie schon vorgekommen), ob das Leben nur eine Illusion ist. Das Leben ist real. Es kann in Teilbereichen auf wissenschaftlichen (und technischen) Fortschritt verzichtet werden. Es ist z. B. falsch, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen. Man sollte möglichst dort wohnen, wo man arbeitet (wodurch viele Autos überflüssig werden). Es ist sinnvoll, überflüssige Arbeiten und Dinge (Luxusgüter, Gotteshäuser, Werbung, Geldverleih usw.) abzuschaffen. Der MIPS muss gesenkt werden (ein Öko-Auto fährt über 50 Jahre, ein 1-Liter-Auto spart Sprit usw.). Ein Mensch kann im kleinen und einstöckigen 3-D-Druck-Haus (Wandstärke ca. 10 cm) mit Nano-Wärmedämmung wohnen. Wenn die Menschen sich ökologisch verhalten, vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit einer günstigen Erwärmung im Winter. Denn das Klima ist (so wie das Leben) in der Lage, sich positiv weiterzuentwickeln. In der Medizin sollte u. a. die Linsermethode gegen Krampfadern (auch dicke) eingesetzt werden. Es ist wichtig, den Konsum von tierischen Produkten zu reduzieren oder einzustellen. Zudem stellt sich die Frage, ob es wirklich Fälle von Nahrungslosigkeit (z. B. bei Katharina Emmerich) gibt. Die berufliche 40-Stunden-Woche kann durch die 4-Stunden-Woche ersetzt werden (bei Abschaffung des Renteneintrittsalters). Wenn die Menschen sich richtig verhalten, werden die Berufe zukünftig zunehmend und beschleunigt an Bedeutung verlieren.